Gott zuhause
In manchen Bundesländern haben die Sommerferien noch nicht begonnen, in manchen ist Halbzeit und in manchen beginnt heute die Schule wieder. Diese Ungleichzeitigkeit hat ihren Reiz. Nicht alle 84 Millionen Einwohner unseres Landes haben gleichzeitig ihren Urlaub oder alle Kinder und Jugendlichen gleichzeitig Ferien. Nicht alle hatten regenreiche Ferienwochen und nicht alle hatten glühend heiße Sommertage, nicht alle konnten in Ferien oder Urlaub verreisen und haben ihn zuhause in der Stadt, im Dorf, auf Balkonien oder im Garten verbracht. Nicht alle wegen Geldmangel oder Sparens auf den großen Urlaub im nächsten Jahr und nicht alle, weil sie nicht mehr verreisen können.Manche bleiben so gern zuhause, weil es dort, wo sie leben, schön ist und sie im Urlaub mal endlich alles in Ruhe genießen können. Meine Mitschwester ist in ihrem Urlaub nicht verreist, sondern zuhause geblieben. Sie arbeitet schon am frühen, noch kühlen Morgen stillvergnügt im Garten, pausiert mit Büchern und Hörbüchern, genießt die Ruhe in der Stadt und die langen lauen Sommerabende.An unserer Wohnungstür hängt ein Schild, dass uns eine Mitschwester gemalt und geschenkt hat. Darauf stehen nur zwei Worte "Zuhause zuhause". Ein wenig bedeutet es, dass es bei den vielen Orten, an denen wir leben und arbeiten, eben oft den EINEN Ort gibt, der unser wirkliches Zuhause ist: wo Seele und Leib und Herz und Hirn zusammenklingen und leben und ausruhen können. Und wenn ich das so bedenke, könnten wir unten, direkt neben dem Hauseingang an der Kapelle ein anderes Schild hinhängen: "Gott zuhause". In einer Kirche habe ich ein kleines Blatt gefunden mit einem wunderbaren Text: "Geh vorsichtig, wenn Du hierherkommst, denn Gott ist hier vor Dir. Geh bescheiden, wenn Du hierherkommst, denn zwei oder drei sind versammelt. Geh sanft, wenn Du hierherkommst, denn Gottes Geist könnte sprechen in der Stille dieses Ortes."