Alles, was Euch den Urlaub mit Kindern retten kann..
Die Deutschen reisen gerne und viel. Pro Jahr 55 Millionen, für mindestens 5 Tage. Bei Fernreisen am liebsten nach Südamerika oder in die Karibik, bei Europareisen gerne nach Italien und Spanien, innerdeutsch gerne nach Bayern, Mecklenburg-Vorpommern oder an die Ostseeküste. Wobei seit Corona und aufgrund der zunehmenden Inflation europäische und auch innerdeutsche Ziele deutlich an Attraktivität zugelegt haben (geplante Reiseziele der Deutschen für 2023: 16% Fernreisen, 41% Europareisen, 28% Deutschland).
Doch egal wohin es geht. Vielen ist gar nicht klar, wie wichtig entsprechende Reisevorbereitungen sind und welchen außerordentlichen Stellenwert diese Vorbereitungen einnehmen, sobald man mit Kindern unterwegs ist.
In der aktuellen Podcastfogle erfahrt ihr, was ihr vorab eurer Reise alles klären, unterwegs berücksichtigen und im Nachhinein beobachten solltet und was auf alle Fälle mit ins Handgepäck und in den Koffer gehört (siehe Checkliste „Reisen mit Kindern aus Fit für denKindernotfall -von Fieber bis Reanimation"
zu (1) Sobald Planung Auslandsreise: Reisemedizinische Beratung! I.d.R. Überprüfung der Standard- und Indikationsimpfungen für die betreffende Altersgruppe. Bei Impflücken: Grundimmunisierung oder Auffrischimpfung (Cave: Langzeitauslandsaufenthalte!). Bei Reiseimpfungen immer individuelle Nutzen-Risiko-Abwägung (Impfalter). Impfabstände berücksichtigen, damit Impfschutz zum Reiseantritt vorhanden! (Cave: Last minute Reisen -> Schnellimpfschemata!)
Für Details hier nochmals Links zu Seiten, auf denen ihr verlässliche Infos zu neuen Empfehlungen und Hinweise zu Reiseimpfungen und zur Malariaprophylaxe erhaltet!
Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin, Reisemedizin und Globale Gesundheit (DTG) und
Ständige Ausschuss Reisemedizin (StAR) der DTG -> https://www.dtg.org/
Arbeitsgemeinschaft „Reiseimpfungen“ (STIKO-AG) veröffentlicht Publikationen im Epidemiologischen Bulletin -> https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/epid_bull_node.html
Egal wohin es geht, alle Kinder sind regelmäßig erkältet (Husten,Schnupfen,Fieber), haben Verdauungsprobleme (Magen-Darm mit Erbrechen/Durchfall oder Verstopfung) oder verletzen sich (Schürf/Schnitt/Platzwunde).
BIG FIVE der REISEAPOTHEKE
Nasentropfen (Kochsalz/abschwellend) -> Babys < 6. Lebensmonat sind obligate Nasenatmer (keine aktive Mundatmung)
Mittel gegen Fieber/Schmerzen/Entzündung in Zäpfchen (Cave: Hitze, Durchfall)/Saftform (Cave: Erbrechen) inklusive rektalem Fieberthermometer
Mittel gegen Magen-Darm-Beschwerden wie Durchfall, Erbrechen, Verstopfung (Elektrolytlösung, Macrogol, Cave: Dimenhydrinat)
Zum Thema Reiseübelkeit gibt es einen tollen Blog-Beitrag von Clara Steinbrück
Antihistaminika (Cetirizin Saft/Tbl., Dimetindenmaleat Tropfen)
Verbandsmaterial inklusivie Desinfektionsmittel, Pinzette, Zeckenzange
Ansonsten je nach Reiseziel/chronischen Erkrankungen weitere add-ons! (Patient mit Diabetes, Asthma, ADHS) -> Cave: Bescheinigungen!
Beim Packen Struktur (Checkliste), um Nichts zu vergessen! In Original-Medikamentenpackungen aufbewahren, beschädigte Medikamentenblister verwerfen, Haltbarkeitsdatum überprüfen, Medikamente kühl und trocken lagern (Cave: Fieber- und Cortisonzäpfchen schmelzen z.B. bei 30°C) , kindersicher aufbewahren (Cave: Vergiftung), wichtige Medikamente immer ins Handgepäck! Bei Reisen in Dritte-Welt-Länder oder in schwer zugängliche Gebiete auch an Mitführen von Antibiotika (Absprache KFA) denken. Angebrochene Augentropfen nicht mehrfach verwenden (Cave: Infektion). Falls unterwegs Material/Medikamente verbraucht werden, zeitnah für Ersatz sorgen.
Druckausgleich (Kabine 2500 üNN, enger Gehörgang, ständige Infekte, kein Schneuzen) -> Tipps! Stillen/Trinken/Schlucken/Kauen, abschwellende Nasentropfen, Luftballon aufpusten, Beißring, Kaugummi erst ab 5. Lebensjahr (Ohrtrompete öffnen), Ohrstöpsel (lange vorher, Cave: Kleinkinder). KEINE Taschentuchfetzen/Watte ins Ohr stopfen! Keine Flugreise bei Infekt der oberen Luftwege! (Cave: Fluguntauglich!).
Trimenonreduktion, Cave: Besser nicht zwischen 3.-6.(8.) Lebensmonat fliegen!
Transportsicherheit im Flugzeug (Loop-Belt (Cave: Klappmesserphänomen) versus sichere Rückhaltesysteme).
Babys und Kleinkinder sind gegenüber UV-Strahlung besonders empfindlich. Erst durch die Kombination von Sonnenschutzmitteln, UV-Schutzkleidung (auf entsprechenden Standard, z.B. 801, achten) und die konsequente Einhaltung der Sonnenregeln wird ein umfassender Schutz vor den schädlichen Wirkungen der UV-Strahlung erreicht!
Merke: Zwischen 11:00 Uhr bis 15:00 Uhr möglichst im Haus aufhalten, ansonsten "echten Schatten" bevorzugen. Langärmelige, lockere Kleidung (Kein Spucktuch (Cave: Hitzestau), Kopfbedeckung mit Nackenschutz (Prävention Sonnenstich), LSF 30-50, Nachcremen, Kindersonnenbrillen (UV400)
BfS bietet UV-Unterrichtsmaterialien -> https://www.bfs.de/DE/themen/opt/uv/schutz/schutz_node.html
@annisbuntewelt = Ann-Kathrin Ortmann, Biologin,Bioanalytikerin, Bloggerin bietet auf social media #Sonnenschutzcheck
Ausschöpfung aller natürlichen Möglichkeiten (Fliegengittern vor Fenstern und Balkontüren, Moskitonetze über Kinderbett/Kinderwagen (Cave: Hitzestau), Klimaanlage, langärmelige, leichte Kleidung, Socken, geschlossene Schuhe, Kopfbedeckung. Meiden bunter Kleidung bzw. solche mit Blumenmustern oder sehr dunkle Kleidung, parfümierter Seifen, Parfüm und Haarspray. Der Duft macht Kinder für Insekten attraktiv. Ausflüge nicht in frühen Morgenstunden/Dämmerung/in der Nähe von stehenden Gewässern /Mülldeponien/Tierweiden.
Mythos: Mücken werden NICHT vom Licht angezogen (das sind Fliegen, die wir sehen) sondern vom menschlichen Geruch. Daher sollte sich die ganze Familie vor dem Schlafengehen duschen. Häufig Duschen sich nur die Eltern, so dass dann v.a. die Kinder die Mücken anziehen und besonders zerstochen werden.
Insektenschutz chemisch (Haut): Keine hochgiftigen Substanzen! In vielen Ländern Asiens, Afrika oder Südamerika ist auf den Packungen nicht genau ersichtlich, ab welchem Alter das Repellent zugelassen ist bzw. welche Inhaltsstoffe enthalten sind. Hier macht es wirklich Sinn, das entsprechende Mittel direkt vor Reisebeginn Zuhause in der Apotheke bzw. dem Drogeriemarkt, und zwar in ausreichender Menge, zu besorgen.
Auf keinen Fall sollten Repellents mit DEET (Diethyltoluamid) für Kinder <3-6. LJ verwendet werden. Es bietet zwar Studien zufolge den wirksamsten Mückenschutz, kann bei Kindern aber rasch über die Haut aufgenommen werden, sich im Organismus zu toxischen Konzentrationen anreichern und zu ernsthaften Nebenwirkungen führen. Icaridin wirkt annähernd genauso gut wie DEET gegen Mücken, hat aber ein günstigeres Risikoprofil, weil es weniger über die Haut aufgenommen wird als DEET. Es ist das Mittel der Wahl bei Kindern über zwei Jahren, wenn es auf sicheren Anti-Zecken- oder Anti-Mückenschutz (etwa in Malariagebieten) ankommt.Ethyl-Butylacetylaminopropionate (EBAPP, IR 3535) wirkt deutlich kürzer als DEET gegen Mücken und Zecken, es ist aber weniger giftig bei der Aufnahme über die Haut oder beim Verschlucken als DEET und Icaridin und es wirkt auch gegen Wespen, Bienen und Sandmücken. EBAPP gibt es schon seit 20 Jahren und es sind bisher keinerlei Nebenwirkungen bekannt geworden. Es eignet sich besonders in den gemäßigten Breiten und darf je nach Hersteller für Kinder ab 3 Monate bzw.einem Jahr angewendet werden.
Pflanzliche Mittel. Diese enthalten z.B. Citronella, Teebaumöl, Lavendel/-Geranien -oder Nelkenextrakte und wirken meisten nur sehr schlecht gegen Mücken. Außerdem sind allergische Reaktionen möglich, insbesondere bei der deutlich empflindlicheren Kinderhaut, getriggert durch zusätzliche Sonnenbestrahlung.Eine Ausnahme ist Citridiol (PMD), welches aus dem ätherischen Öl einer aus China stammenden Eukalyptusart extrahiert wird. Auch gängige Mückenschutzprodukte enthalten PMD, jedoch in synthetischer Form. Es ist in seiner Wirkung und guten Verträglichkeit mit Icaridin vergleichbar. Leider gibt es bisher nur wenige toxikologische Studien, weshalb PMD nicht bei Kindern < 3. LJ angewendet werden sollte.
In jedem Fall sollten die Mittel bei Babys und Kleinkindern nicht auf die Hände aufgetragen werden, damit sie von dort nicht ins Gesicht verteilt und in den Mund gelangen.
In Risikogebieten für Malaria und Dengue empfehlen manche Institutionen und Tropenmediziner chemische Repellents wie DEET oder Icaridin sogar schon für jüngere Kinder, weil sie die Gefahr, die von diesen Krankheiten ausgeht, höher einschätzen als jene durch die Mückenschutzmittel. Grundsätzlich sollte jeder abwägen, ob er mit seinem Baby oder Kleinkind überhaupt in Malariagebiete reisen muss.
Sonnenschutzprodukte mindestens 20 Minuten vor dem Mückenschutz auftragen (Cave: Vermischung, dann weder sicherer Sonnenschutz noch Mückenschutz! Keine Kombipräparate).
Sprays, Strips und sogenannte Elektroverdampfer zur Mückenabwehr enthalten in der Regel synthetische Pyrethroide. Diese können, lt. Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin gesundheitliche Schäden hervorrufen können, weshalb diese für Kinder ungeeignet sind.
Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (baua)
European Chemicals Agency (ECHA)
Cook it, peel it or forget it“, Kein Leitungswasser, um Babynahrung zuzubereiten. Eiswürfel aus den Getränken fischen bzw. die Getränke direkt „ohne Eis“ bestellen. Kein offenes Speiseeis.
Nach der Reise ist vor der Reise bei fiebernden Reiserückkehrern insbesondere in ersten 3 Monaten an spezielle Reisekrankheiten denken und Reise gegenüber Arzt erwähnen! Reiseziel muss mittlerweile nicht mehr so weit entfernt sein, um an Dengue- oder Chikungunyafieber zu erkranken (Klimaerwärmung führt zur Ausbreitung von Vektoren, z.B. asiatische Tigermücke).
Kinder brauchen Liebe, egal wo. Reiseziel nicht so entscheidend!
Klein anfangen und Erfahrungen auf Kurztrips im Inland sammeln, bevor es direkt in die große weite Welt geht.
Reisevorbereitungen sorgfältig planen und nicht überstürzt und ohne entsprechende Beratung, Planung und Durchführung aller notwendigen Maßnahmen aufbrechen.
Dem Kind unterwegs Konstanten bieten, z.B. vertraute Gegenstände mitführen, tägliche Rituale auch im Urlaub weiterführen und möglichst wenige Ortswechsel vollziehen.
Disclaimer: Bei den Podcasts von Klinisch Relevant handelt es sich um Fortbildungsinhalte für Ärzte und medizinisches Personal und keinesfalls um individuelle Therapievorschläge. Sie ersetzen also keineswegs einen Arztkontakt, wenn es um die Behandlung von Erkrankungen geht. Dabei spiegeln die Beiträge den Kenntnisstand unserer medizinischen Partner und Experten wider, den sie nach besten Wissen und Gewissen mit Dir teilen. Häufig handelt es sich dabei auch um persönliche Erfahrungen und subjektive Meinungen. Wir übernehmen für mögliche Nachteile oder Schäden, die aus den im Podcast gegebenen Hinweisen resultieren, keinerlei Haftung. Bei gesundheitlichen Beschwerden muss immer ein Arzt konsultiert werden! Weitere Informationen findest Du auf unserer Website: www.klinisch-relevant.de P.S.: Wenn Dir der Podcast gefallen hat, dann teile ihn doch bitte mit Deinen Kolleginnen und Kollegen! Es würde uns auch riesig freuen, wenn Du unseren Newsletter auf unserer Homepage abonnieren und unser Projekt bei Apple Podcasts bewerten würdest. Wenn Du Lust hast, dann findest Du Klinisch Relevant auch bei Facebook, Instagram, YouTube und LinkedIn. Falls Du auch einmal einen Beitrag auf Klinisch Relevant zu einem spannenden medizinischen Thema veröffentlichen möchtest, dann melde Dich doch ganz einfach unter [email protected]