Ein dreiviertel Jahrhundert nach Erscheinen des Kinsey-Reports scheinen Liebe, Sex und Erotik immer noch vor allem eins zu sein: ein Problem. Die Philosophin Bettina Stangneth bricht in einem aktuellen Buch eine Lanze für lustvoll gelebte Erotik.
«Wir müssen lernen, Sex nicht mit Angst zu begegnen, sondern mit Ehrfurcht.» So bringt die Hamburger Philosophin Bettina Stangneth in einem 280-Seiten-Essay eine ihrer zentralen Forderungen auf den Punkt. In dem Band «Sexkultur» stellt die Kant-Expertin eine Reihe gewichtiger Fragen: Warum gelingt es uns auch Jahrzehnte nach Proklamation der «Sexuellen Revolution» noch immer nicht, ein unbefangenes Verhältnis zum Sexuellen zu entwickeln? Warum reden wir immer von Misslichkeiten und Problemen, wenn wir von Erotik reden? Und was haben Plato und das frühe Christentum mit der Körperverachtung der westlichen Kultur zu tun? Im Gespräch mit Günter Kaindlstorfer demonstriert Bettina Stangneth, dass auch das Nachdenken über Sex eine lustvolle Sache sein kann.