Langsam hält der Alltag Einzug
Ein Standpunkt von Jochen Mitschka.
Wer die Heuchelei, die Lügen der Medien und Politik und die Bekämpfung von Andersdenkenden, gerne auch als Querdenker beschimpft, nicht mehr erträgt, überlegt, Deutschland zu verlassen. Da wir schon in Asien viele Jahre verbrachten, und ein Land suchten, in dem wir keine neue Sprache lernen müssen, ein Land, welches, jedenfalls zur Zeit grundlegend Meinungsfreiheit gewährleistet, wählten wir Namibia. Nachdem wir nun langsam im Alltagsleben von Namibia ankommen, hier einige Geschichten, die vielleicht für jene, welche in Deutschland über das Weggehen nachdenken, hilfreich sein können.
Warum Namibia?
Namibia, das sollte man nicht vergessen, ist, von der Größe der Bevölkerung und der Wirtschaftskraft her gesehen, ein winziges Land, das immer noch eindeutig ein Entwicklungsland ist. Es spielt praktisch keine Rolle im geopolitischen Schachspiel der Eliten, wenn doch, höchstens als Bauernopfer. Es ist weit weg von Deutschland, auch wenn gefühlt jeder dritte Gesprächspartner, egal welche Hautfarbe er hat, Deutsch spricht, wird die Distanz zur deutschen Politik erleichtert. Auch und gerade weil hier andere Probleme bestehen, hilft es, das, was in Deutschland passiert, leichter zu ertragen. Ganz besonders, wenn man sieht, welche Lebensumstände viele Menschen in Namibia haben, wovon man etwas mehr in diesem Beitrag hören wird.
Auch die Tatsache, dass es in Namibia, wie überall auf der Welt, Vetternwirtschaft und Korruption gibt, ist leichter zu ertragen. Namibia ist ein sich erst entwickelnder Staat, während Deutschland zu jenen heuchlerischen Ländern gehört, welche einst diesen Staaten die „Zivilisation“ bringen wollten. Nun hat Deutschland für jene, die es sich leisten können, alles was das Konsumentenherz begehrt, eine Grundversicherung für alle, egal wie niedrig oder umstritten sie auch sein mag, aber lebt mit der Lüge, eine pluralistische Demokratie zu sein.
Der grüne Daumen
Natürlich gibt es ein großes Gartencenter mit allen denkbaren Pflanzen in Swakopmund. Aber interessanter war der Besuch in einem „Garten“, den eine Frau in einer der informellen Siedlungen angelegt hatte.
Monika (den Namen habe ich geändert) lebt in einer Siedlung in der Nähe des kleinen Flugfeldes von Swakopmund in einer provisorischen Hütte ohne Strom und Wasser. Sie brachte uns zu einer Freundin, die tagsüber einen Kinderhort für die Menschen in den provisorischen Siedlungen organisiert, damit diese ihre Vorschulkinder tagsüber gut versorgt wissen, während sie ihrer Arbeit nachgehen.
Von dort fuhren wir dann ein paar hundert Meter tiefer in die „Siedlung“ hinein. An der Hauptstraße stehen Straßenlaternen, die ein gewisses Licht in der Nacht gewährleisten, und Wasserzapfstellen. Aber je tiefer man in die Siedlung kommt, desto enger werden die Straßen. Dann ging es nicht mehr weiter. Durch einen Gang, den man nur seitlich gehend durchqueren konnte, gelangte man dann in eine Art Innenhof, der mit einem Netz überdeckt war, damit die Sonne nicht unmittelbar auf den Boden brannte.
Dann wurden Reihen von Pflanzen, meist in Plastiktüten, sichtbar. Gemüse, Chili und mir unbekannte Pflanzen standen in einem Gebiet von ca. 100 qm. Die Gärtnerin bedauerte, dass man zuletzt einige der Pflanzen gestohlen hatte. Ich kaufte dann 10 Chilischoten für 10 N$ und ließ mir erklären, wie sie es schaffte, die Pflanzen auf dem Sandboden zu züchten.
Stolz zeigte sie mir ihre Wurmzucht. Mit ihr, so erklärte sie, machte sie aus dem Land Pflanzerde. Sie sucht Dung von Springböcken, gibt etwas Gemüsereste vom Essen dazu und lässt die Würmer „Erde“ produzieren.
Wasser sammelte sie als Kondenswasser, das sich am Morgen an einer Folie niederschlägt, und trägt sie die 100 Meter von der öffentlichen Zapfstation bis zu ihrem Garten. Das Wasser sei ein großer Kostenfaktor sagt sie bedauernd.