Ein Standpunkt von Anselm Lenz und Hendrik Sodenkamp.
Wenn die deutsche Aufklärungs- und Demokratiebewegung es nicht schafft, ihre eigenen Macher zu tragen, wird sie im alten Apparat aufgehen.
Sicher. Er ist ein gutaussehender Mann, ein Womanizer. Der frühere Chefredakteur der Zeitung mit den vier großen Lettern hat das gewisse Etwas. Julian Reichelt kommt gut an.
Der Mann von der BILD strahlt aus, er wirkt, er ist populär, er ist erfolgreich. Seine Geschichte als Journalist ist eng mit dem Monopolkonzern Friede Springers verknüpft, der auch weite Teile des Pressevertriebs in der BRD dominiert. Sein Aufstieg verlief ohne Brüche.
Reichelt schlagzeilte, er besetzte das Kollegium, er stellte ein und feuerte, er brachte die BILD auf Vordermann, hielt sie zumindest im enger werdenden Markt der Printpresse.
Der 1980 in Hamburg geborene Blattmacher war und ist ewig jung wirkendes Talent und arrivierte Macherfigur in einem. Ein Phänomen der Postmoderne: Der nie ganz erwachsen wirkende Mensch in der Karriere. Immer für einen Schabernack und eine Überstunde zu haben, nie ganz festgelegt, immer auf dem Sprung, mittlerweile auch: nie ganz Mann, nie ganz Frau.
Reichelts Karriere machte auch beim Corona-Putsch nicht halt, schließlich wurde dieser von der BILD-Hausmacht CDU/CSU am stärksten von allen Parteien gepusht. Reichelt ließ deutsche demokratische Oppositionelle – wie mich – im Jahr 2020 als russische Geheimagenten verleumden. Die Maßnahmen der Corona-Krone konnten ihm gar nicht martialisch genug sein. Er forderte 2021 die Zwangsimpfung, sowohl in Wort (1) als auch in BILD.
Die Partei-Zeitung
Reichelts Boulevard-Karriere war die typische BILD-Laufbahn. Er bekam die üblichen Rügen vom Presserat, war Dauergast bei Anne Will und anderen fassadendemokratischen Inszenierungen der TV-Welt, jene Runden, in denen aufgeführt wird, wie und was diskutiert werden darf, während die Millionen stumm zu Hause vor der Glotze sitzen und in die Röhre schauen. Reichelts Positionen: Immer anschlussfähig zwischen CDU/CSU und FDP, also dem Gros der Anzeigenkunden seiner Zeitung.
Das Blatt aus dem Springer-Konzern hielt sich. Da konnten Investigativjournalisten wie Günter Wallraff noch sehr und noch so zweifelsfrei aufdecken, was BILD im Innersten zusammenhält. Des Pudels Kern der Springer-Presse sind der alliierte Kontrollrat, transatlantische Großkonzerne, Parteiseilschaften und die Nato.
BILD-Redakteure mögen Olof Palme für ein Urlaubsressort auf Ibiza halten und den Prado für eine Modemarke – orientiert sind sie immer. Und zwar auf Washington, auf die Wallstreet und das Nato- und US-EU-Hauptquartier in Brüssel. Interessant ist an der Oberfläche, wer vom FC Bayern welches Big-Brother-Starlet vernascht. »Sweets for my sweet...«
Trotz all der zuckrigen Seilschaften hatte Reichelt es, wie jeder Bild-Chefredakteur, mit der einen oder anderen Palastrevolte im eigenen Hause zu tun. Die Ränkespiele fielen teils sehr unfair aus, gingen unter die Gürtellinie. Reichelt wurde schließlich abgesägt. Und zwar in dem Moment, als die Corona-Lüge ohnehin nicht mehr zu halten war. Die unvermeidliche Abspaltung musste quasi als schmuddeliges Marktsegment moderiert werden.
Sex and crime? Immer ein Hingucker!
Die Techniken, wie Sex and Crime eingesetzt werden, um politische und ökonomische Gegner auszustechen, saugen BILD-Redakteurinnen und Redakteure mit der Muttermilch auf. In der Zeit der BILD-Karriere Reichelts kam diese Muttermilch – bildlich – von Angela Merkel, CDU, und deren Freundin, der führenden Oligarchin, also Fantastilliardärin, Friede Springer.
Als Reichelt im Laufe des Jahres 2021 zu wackeln begann, war die Demokratiebewegung seit über einem Jahr täglich und überall in Deutschland auf der Straße. Die Wochenzeitung Demokratischer Widerstand (DW) hatte bereits im April...