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Anfang der 1920er erlebte Deutschland einen Boom von neu gebauten "Freibädern". Einerseits hieß "frei", nicht in Hallenbädern schwimmen zu müssen. Andererseits bedeutete "frei" eine Gleichberechtigung jeglicher Form. Frau und Mann, Reich und Arm, alle sonnen sich und baden vereint unter freiem Himmel. Von Martin Trauner
Credits
Autorn dieser Folge: martin Trauner
Regie: Martin Trauner
Es sprachen: Sophie Rogall, Sven Hussock
Technik:
Redaktion: Iska Schreglmann
Im Interview:
Dr. Matthias Oloew, Historiker
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Literatur:
Matthias Oloew: Schwimmbäder – 200 Jahre Architekturgeschichte des öffentlichen Badens
Heinrich Zille: Rund ums’s Freibad
Silvia Cavalluci: Damenbad – Eine Reise durch Deutschlands einziges Freibad nur für Frauen
Wir freuen uns über Feedback und Anregungen zur Sendung per Mail an [email protected].
Radiowissen finden Sie auch in der ARD Audiothek:
ARD Audiothek | Radiowissen
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Das vollständige Manuskript gibt es HIER.
Lesen Sie einen Ausschnitt aus dem Manuskript:
MUSIK: Nina Hagen „Sie will ein Fisch im Wasser sein“
Sie will ein Fisch im Wasser sein,
im Flaschen grünen See
sie will mit Wasser sich besaufen
und ein paar Blasn blubbern lassen …
ATMO Freibad – Blubbern – und drüber
SPRECHERIN
Fast so schön wie am See ist es im Freibad. Egal wo, egal in welcher Stadt, egal in welchem Dorf. Es gibt Becken für Schwimmer und Nichtschwimmer. Garderoben. Toilettenhäuschen. Rutschen. - Pommesgeruch zieht über die Liegewiese. Frau oder auch Mann fühlt sich wie ein Fisch im Wasser… Herrlich! Ja, und dann soll das alles auch noch gesund sein!
MUSIK noch mal hoch
001 ZUSPIELUNG (Matthias Oloew) Effekt evtl. aus dem Radio
Die Betätigung im Freibad, im Wasser, ist für alle Teile der Gesellschaft in fast jedem Alter machbar, es ist eine ausgesprochen gesunde Bewegungsform, und es ist ein Aufenthaltsort, in dem man einer überhitzten Stadt im Sommer gut entfliehen kann…
MUSIK und ATMO
SPRECHERIN
Also: rauf auf’s Einmeterbrett, Frau oder Mann wagt den Sprung ins Wasser, um sich abzukühlen und …
ATMO Sprungturm Absprung
SPRECHERIN
… um dann einzutauchen….
ATMO Platsch und Unterwasser
SPRECHERIN
… eintauchen in die Geschichte...
ATMO Unterwasser – „Zeit steht still“ (Effekt: Vorwärtsgerechneter Rückwärtshall)
SPRECHERIN
…für die kurze Zeit Unterwasser wird man nachdenklich. Beim Eintauchen …
ATMO Geräusche Freibad alt und verschwommen und irreal
SPRECHERIN
… beim Eintauchen in die Geschichte des Freibads. - Freibad? - Warum gibt es so etwas überhaupt?
ATMO Auftauchen und Realität
SPRECHERIN
(… atmet aus …)
002 ZUSPIELUNG (Matthias Oloew)
(…) Man hat früher die unterschiedlichen Freibadtypen nach unterschiedlichen Bezeichnungen beschrieben, damit man genauer weiß, worum es eigentlich geht. Freibad ist immer der Oberbegriff gewesen, dann gibt es eben die Strandbäder und die Flussbäder und die so genannten Sommerbäder. Und die Sommerbäder waren immer die mit dem betonierten Becken, also das, was wir heute als Freibad bezeichnen würden.
SPRECHERIN
Das sagt der Historiker Dr. Matthias Oloew. Er kennt sich aus mit Bädern aller Art. Er war jahrelang Pressesprecher der Berliner Badebetriebe. Und er hat ein Buch veröffentlicht über 200 Jahre Architektur der Schwimmbäder. - Das Freibad ist für ihn ein Konzept, eine Idee… Und das Ganze gibt es weit über 100 Jahre.
Hat sich da bis heute etwas geändert?
003 ZUSPIELUNG (Matthias Oloew)
An der Freibad-Idee hat sich überhaupt nichts geändert. Die war damals klassenlos, sie ist heute klassenlos vom Ansatz her und dem Freibad als Einrichtung ist es auch völlig „wurscht“, wer da kommt, wie sich die einzelnen Personen definieren oder wie sie sich sehen. Das Freibad kennt nur die Regeln des Freibades, nämlich Schwimmer ins Schwimmerbecken, Nichtschwimmer ins Nichtschwimmerbecken, und so weiter, und die oberste Regel des Freibades ist eigentlich gegenseitige Rücksichtnahme und gegenseitiger Respekt.
MUSIK und ATMO Freibad und Sprung vom Dreimeterbrett
SPRECHERIN
Aber nun wagen wir noch einen Sprung, na dieses Mal vom Dreimeterbrett…
ATMO Platsch und Unterwasser
SPRECHERIN
… und gehen noch weiter zurück in die Geschichte.
ATMO Auftauchen
SPRECHERIN
… Baden? Wie sieht’s damit überhaupt aus zu älteren Zeiten. Zu sehr viel älteren Zeiten. Damals, als es noch kein Freibad gab, als Baden noch als Privileg galt.
004 ZUSPIELUNG (Matthias Oloew)
Genau, wir müssen vielleicht mal kurz gucken, was meinen wir mit Freibad? Also, wenn wir Baden unter freiem Himmel meinen, dann gab es das natürlich schon vor 1908 oder 1907. Wir reden dann zum Beispiel von den Flussbädern, die es in München, Frankfurt, Paris, in Berlin, in Hamburg, in allen großen Städten gab. Man badete im Main, im Rhein, in der Spree, in der Seine und das hat dann schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts angefangen.
SPRECHERIN
Im Freien baden bedeutete in dieser Zeit für das einfache Volk, sich im Fluss abzukühlen und zu waschen. Oder, wenn man etwas privilegierter war, dann konnte man ein Badeschiff besuchen--
005 ZUSPIELUNG (Matthias Oloew)
Also, die ersten Badeschiffe, die dort fest vertäut waren, gab es dann schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts oder sogar Ende des 18. Jahrhunderts, erstens für eine sehr, sehr beschränkte Anzahl von Badegästen und natürlich auch nur für Leute, die sich das leisten konnten.
SPRECHERIN
Badeschiff hieß in den Anfangsjahren nicht, man springt in den Fluss und schwimmt dann eine Runde. Badeschiffe hatten im Inneren Duschkabinen, die mit dem Flusswasser gespeist wurden … Es wurde nicht geschwommen, sondern „gebadet“…
006 ZUSPIELUNG (Matthias Oloew)
Das wurde dann immer größer und irgendwann wurden dann daraus die so genannten Flussbäder. Das waren Ponton-ähnliche Konstruktionen, die auf dem Wasser schwammen. Man ging dann über so eine Art Brücke auf dieses Ponton, erreichte damit die Badeanstalt, verschwand dann hinter einer blickdichten Konstruktion, konnte sich dann auf dieser schwimmenden Badeanstalt auch umziehen und stieg dann von dort von den Planken dieser schwankenden Konstruktion in das Becken, das eben dann kein Becken war, sondern eigentlich der Fluss.
SPRECHERIN
Also, was das Baden fürs einfache Volk angeht, langsam hat sich dann doch etwas bewegt …
MUSIK
ZITATOR (Ernst von Pfuel)
„Der Frosch ist ein vortrefflicher Schwimmer, und unser Lehrmeister ist gefunden, denn die Beschaffenheit seines Körpers ähnelt in den Teilen, welche hauptsächlich zum Schwimmen notwendig sind, sehr der des Menschen.“
SPRECHERIN
Das schreibt General Ernst Adolf Heinrich von Pfuel. Der hatte 1817 in Berlin eine „Flussbadeanstalt“ gegründet. Die war eigentlich für junge Rekruten gedacht, die schwimmen lernen sollten, um im Krieg nicht zu ertrinken und auch, um den Nachwuchssoldaten ein wenig Fitness einzutrichtern. In Form des „Froschschwimmens“, wie Pfuel es damals nannte. Wir kennen diese Schwimmart heute unter dem Begriff „Brustschwimmen“. - Pfuels Anlage stand an der Spree auf Pfählen, das Badebecken war von allen Seiten umschlossen. Damit keiner von außen zuschauen konnte. Wäre ja unsittlich gewesen. Immerhin: Pfuels Flussbad war auch für’s normale Volk zugänglich, das hieß freilich: nur für Männer.
MUSIK aus
SPRECHERIN
Aber auch in München tut sich was. 1847 eröffnet ein Bad nahe der Isar. Das „Schyrenbad“. Das gibt es bis heute…
007 ZUSPIELUNG (Matthias Oloew)
Es ist nicht das Originalbad von damals, aber es ist eines der ersten Sommerbäder, also Freibäder mit betonierten Becken, die es in Deutschland gegeben hat.
SPRECHERIN
Sagt der Historiker Matthias Oloew. - Das Schyrenbad war damals natürlich kein Freibad im heutigen Sinne. Hier durfte man wirklich nur baden oder schwimmen, aber nicht auf einer Liegewiese herumlungern. „Nach Beendigung des Bades“ hatte man das Schyrenbad sofort wieder zu verlassen. Ein Zettel aus dem Münchner Stadtarchiv schreibt Regeln vor:
ZITATOR (Stadtarchiv München)
„Verhaltensmaßregeln beim städtischen Männerfreibad dahier: Jedermann soll sich hüten, den Körper allzulange der Sonne auszusetzen. - Wenn Regen eintritt, so kann man sich noch ca. 1/4 Stunde lang dem Regen aussetzen, dann aber ist der Körper zu bekleiden"
008 ZUSPIELUNG (Matthias Oloew)
Dieses Sommerbad in München ist vermutlich nach einem Vorbild aus Mailand entstanden und in Mailand gab es das schon in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. - Hat sich dann danach, nachdem es in München aber adaptiert worden ist, deutschlandweit nicht durchgesetzt. Das hat dann noch ein halbes Jahrhundert länger gedauert, bis in anderen Städten andere Freibäder dieser Art entstanden sind.
MUSIK
SPRECHERIN
Sowohl das Militärbad von General Ernst von Pfuel als auch das Schyrenbad waren freilich von der heutigen Freibadidee noch weit entfernt. Zwar badete man unter freiem Himmel, aber nicht so, wie Gott uns schuf. Man musste angemessen gekleidet sein und vor allem durfte damals wirklich nur „Mann“ rein. Diese Bäder waren Knaben und Männern vorbehalten. – Wie zum Beispiel sah also das Schyrenbad in der Mitte des 19 Jahrhunderts aus?
009 ZUSPIELUNG
Im Wesentlichen war das eine relativ einfache und nüchterne Angelegenheit, das war ein betoniertes Schwimmbecken. Das Wasser kam in diesem Fall aus der Isar, wurde dort eingeleitet, dann durch das Becken geleitet und dann wieder in die Isar hinausgeleitet. Und das Becken war dann in der Regel umstanden von relativ einfachen Holzbadeumkleiden, in diesem Fall dann auch nur für Männer. (…) Und das Wasser wurde nicht geheizt, also da gab es keinen Sprungturm, da gab es nichts. Und es war vor allen Dingen eine Einrichtung der fortgesetzten Körperhygiene. Es war noch nicht so sehr der Fokus sportliche Betätigung oder gesundheitliche Betätigung, sondern es ging vor allen Dingen darum, dass man eine relativ preiswerte Lösung gefunden hatte, möglichst gut und viele Menschen sauber zu kriegen.
SPRECHERN
Menschen, das waren damals, wie gesagt: Männer. Ein reines Männerbad. Wie so viele der neu entstandenen Bäder. Aber: Eine Ausnahme gibt es dann damals erstaunlicherweise doch: Das Lorettobad in Freiburg. Seit 1886 existiert hier und besteht übrigens bis heute noch das einzige Damenfreibad Deutschlands. Herren und Damen baden – übrigens gilt das wirklich bis heute – getrennt! - Das war dann Ende des 19. Jahrhundert schon sensationell: Frauen, ja, die duften damals baden gehen!
MUSIK Nina Hagen „Sie will ein Fisch im Wasser sein“
SPRECHERN
Das Lorettobad wird auch sehr viel später zum Vorbild zu Doris Dörries Film aus dem Jahr 2022 - Titel: „Freibad“. Aber wie gesagt, das Lorettobad war und bleibt eine Ausnahme in der Geschichte des Freibades…
MUSIK und ATMO (Freibadgeräusche)
SPRECHERIN
Die Geschichte des echten Freibads, des „Familienbades“, so wie wir es noch heute kennen, beginnt, so sagt es Matthias Obloew, diese Geschichte beginnt mit einer Revolution. 1907 am Wannsee. Und er selbst muss über den Begriff „Revolution“ ein wenig schmunzeln …
010 ZUSPIELUNG (Matthias Oloew)
(er lacht) Die „kleine Bade-Revolution am Wannsee“. - Das ist etwas, was zusammenhängt mit der Gründungsgeschichte des Strandbades Wannsee. Das war damals vor den Toren der Stadt Berlin und nicht wie heute in der Stadt Berlin und man ist da in so eine Situation hineingeschlittert, die man so bestimmt nicht wollte. Man hatte sich entschieden, dass in dem Badeabschnitt, wo heute das Strandbad Wannsee steht, man das seit mehreren Monaten und Jahren praktizierte illegale Baden im Freien legalisiert.
SPRECHERIN
Das Baden im Freien, also in einem Fluss oder in einem See, war Anfang der 1900er Jahre nicht nur in Berlin, sondern in ganz Deutschland, nicht nur immer noch verpönt, sondern sogar verboten gewesen. Einen jeden, der außerhalb der vor Zusehern geschützten Badeanstalten beim Baden in der freien Natur erwischt wurde, den bestrafte man. Der Berliner Dichter Heinrich Zille schreibt:
ZITATOR Heinrich Zille
Was wir seit 1907 „Freibad“ nennen, hatten wir Jungs und Mädels des Berliner Ostens auch schon. - Die Holz- und Steinplätze an der Spree, mit schrägem Ufer, waren günstig… Mitunter kam ein Donnerwetter in Form eines Schutzmanns dazwischen gefahren …
SPRECHERIN
Das Freibad, also den Begriff, den gab es damals, vor 1907, eben noch nicht. - Die offiziellen Bäder in Berlin bieten aber keinen wirklichen Anreiz, um ins Wasser zu hüpfen, meint damals zumindest Heinrich Zille
ZITATOR Heinrich Zille
Die wenigen Badehäuser in der Spree waren düstere, gesichtslose Kästen. Licht- Luft- Sonnenlos und überfüllt. Krankheitsverschlepper. Dann warmes Wasser in den Rinnsteinen, das kam aus Fabriken. An der „Quelle“ war es noch sauber, da badeten wir uns die Füße, wenn wir von den Holzplätzen verjagt wurden.
MUSIK
SPRECHERIN
Und jetzt kommt es zur so genannten Baderevolution am Wannsee. 1907 in Berlin: Die Vorgeschichte:
011 ZUSPIELUNG (Matthias Oloew)
Der damalige Landrat von dem Landkreis Telltow, zu dem der Bereich damals gehört hat, Ernst von Stubenrauch hat dann entschieden, er schreibt mal an den Oberförster in Grunewald und sagt, sagen sie mal, hätten sie irgendwelche Einwände, wenn wir den Leuten erlauben, dass sie da ins Wasser steigen …
SPRECHERIN
Ja, antwortet der Oberförster, wenn die Regierung von Preußen nichts dagegen habe, obwohl es im Polizeigesetz so steht, dann könne man das schon so machen … Und tatsächlich: die Regierung hat wohl nichts dagegen.
012 ZUSPIELUNG (Matthias Oloew)
So, und dann haben sie am 8. Mai 1907, die Schilder in dem Strandabschnitt dort, die bisher das Baden verboten hatten, ersetzt durch „öffentliche Badestelle“ und hatten sich überhaupt keine Gedanken darüber gemacht, welche Konsequenzen das hat.
MUSIK Pack die Badehose ein (Conny Froebess) instrumental
ZITATOR SPD-Zeitung „Vorwärts“
Hier herrscht wirklich Freiheit, kein polizeiliches Auge wacht und trotzdem, ja, trotzdem wickelt sich bei den tausenden zählenden Besuchern alles glatt ab.
SPRECHERIN
Schreibt „Vorwärts“ – Die Hauspostille der SPD….
Und Cornelia Froebess singt Jahre später …
MUSIK Pack die Badehose ein (Conny Froebess)
Pack die Badehose ein, nimm dein kleines Schwesterlein
Und dann nischt wie raus nach Wannsee
Ja, wir radeln wie der Wind durch den Grunewald geschwind
Und dann sind wir bald am Wannsee …
SPRECHERIN
Cornelia Froebss war 9 Jahre alt, als sie mit diesem Hit, ein Lied über das Freibad Wannsee zum Kinderstar wurde..
MUSIK Pack die Badehose ein (Conny Froebess)
Hei, wir tummeln uns im Wasser wie die Fischlein, das ist fein
Und nur deine kleine Schwestern, nee, die traut sich nicht hinein
Pack die Badehose ein, nimm dein kleines Schwesterlein
Denn um Acht müssen wir zuhause sein …
MUSIK hoch und aus
SPRECHERIN
Heinrich Zille, der Berliner Dichter der damaligen Zeit, macht „Schnappschüsse“, nicht mit dem Fotoapparat, er zeichnet seine Eindrücke des Freibad Wannsee - er malt Karikaturen und untertitelt sie… So ein Schnappschuss von Heinrich Zille sieht dann etwa so aus:
Ein leicht übergewichtiger Mann mit Kaiser-Wilhelm-Bart trägt seine auch leicht übergewichtige Frau auf Händen in den Wannsee. Er steht noch im knöcheltiefen Wasser …
ZITATOR Heinrich Zille
„Liebster, jeh nich’ so tief rinn – denk an mein’ Herzfehler“
SPRECHERIN
Schön sind die Badenden in Zilles Karikaturen alle nicht. Meist zu dick, unvorteilhaft gekleidet, oft nackt. Wie Gott sie schuf…
MUSIK aus
013 ZUSPIELUNG (Matthias Oloew)
… dort wurde so gebadet, wie wir das heute kennen, nämlich beide Geschlechter gemeinsam und nicht getrennt. Das war ja schon mal eigentlich undenkbar. Zweitens: man konnte vom Ufer aus zusehen, wie Menschen im Wasser sich bewegten, Spaß hatten und nass waren eben halt. Und sie trugen halt damals keine Badebekleidung, wie wir sie das heute kennen, sondern sie gingen damit ins Wasser, was sie eben halt so hatten. Und das war dann eben halt mehr Unterwäsche, die dann, wenn sie nass wurde, mehr zeigte, als sie verhüllte. Und das ist die große Revolution…
SPRECHERIN
Und, so fügt Mathias Oloew hinzu, hat sich hier das durchgesetzt, was wir heute unter Freibad kennen: Gemeinschaftliches Baden, alle sind irgendwie gleichberechtigt und man kann das Bad öffentlich einsehen. Vor allem aber:
014 ZUSPIELUNG (Matthias Oloew)
Es war auch deswegen ein Freibad, weil es freien Eintritt garantierte. Also: Man musste nichts bezahlen.
MUSIKAKZENT
SPRECHERIN
Und das war’s dann erstmal auch mit der großen Baderevolution. Zwar denkt man in Berlin, am Wannsee bereits wenige Jahre später schon über eine Architektur des Freibads nach. Also: Man könnte doch Garderobengebäude am Ufer bauen, Verpflegungsstände, Liegewiesen, Sport und Spielmöglichkeiten schaffen. Und es kommt die Idee auf: Wie kann ich meine Freizeit gestalten? Aber: irgendwie kann sich diese Idee erstmal dann doch noch nicht so ganz durchsetzen
015 ZUSPIELUNG (Matthias Oloew)
Das war tatsächlich ungefähr bis in die Mitte der 20er-Jahre so. Man hatte zwar das Phänomen am Wannsee, aber es war dann eben halt doch ein Einzelphänomen, das, was man damals als Familienbad bezeichnete, nämlich das gemeinsame Baden der Geschlechter, hatte sich dann nicht in Größenordnung von Wannsee aus über das Deutsche Reich verbreitet. Man hatte jetzt nicht gesagt so nach dem Motto, was am Wannsee möglich ist, das muss auch an der Isar möglich sein oder in Stuttgart zu war es nicht.
SPRECHERIN
Aber, nach dem ersten Weltkrieg, nach dem Ende des Kaiserreichs, gibt es in Deutschland doch eine Veränderung: Die Weimarer Republik.
016 ZUSPIELUNG (Matthias Oloew)
Allerdings gab es ja dann eben nach dem ersten Weltkrieg die Revolution und tatsächlich auch die Gleichberechtigung vor dem Gesetz. Männer und Frauen waren ja dann gleichberechtigt, Frauen durften ja auch wählen. Und in diesem Zusammenhang hat man sich dann überlegt, so wenn wir diese Freibadinfrastruktur etablieren, macht es dann noch Sinn, eine Geschlechtertrennung wie im Hallenbad, wie in den Stadtbädern über viele Jahre praktiziert und noch weiter durchzusetzen. Und dann etablierte sich nach und nach dieses Familienbad über die neue Bauaufgabe „Freibad“, auch in der Gesellschaft, so dass dann das gemeinsame und gleichberechtigte Baden der Geschlechter etabliert wurde.
MUSIK
SPRECHERIN
Nicht nur die Idee der Gleichberechtigung setzt sich durch, also: alle dürfen frei, gleich gemeinschaftlich unter dem blauen Himmel baden, es setzt sich auch das Ideal der Sportlichkeit durch. Jeder soll nun schwimmen lernen. Der Dichter Heinrich Zille schrieb im Jahr 1927:
ZITATOR Heinrich Zille
Und nun ihr alle, die jung seid, auf die wir hoffend sehen, hinaus in die Sonne, ins Freie, in die Weite, in die Gefahren – in der Badewanne lernt man nicht schwimmen!
MUSIK
SPRECHERIN
In den 1920er Jahren werden nun die Freibäder gebaut, wie wir sie heute noch kennen und schätzen: Umkleidegebäude, Aufenthaltsflächen, Spielplätze, Sportmöglichkeiten auch außerhalb des Wassers, verschiedene Becken für Schwimmer und Nichtschwimmer, und vor allem: eine Gastronomie. Ein regelrechter Bauboom setzt ein:
017 ZUSPIELUNG (Matthias Oloew)
Der Bauboom von Freibädern, wie wir sie heute kennen, mit betonierten Becken, mit künstlicher Wasseraufbereitung, vielleicht sogar auch mit Wasserbeheizung, und vielleicht auch mit Sprungstürmen und mit Rutschen und so weiter und so fort. Das hat alles erst in den 1920er-Jahren angefangen. Da gab es die ersten Bäder in Köln, in Frankfurt, München, Klappbach und in Gera, aber auch in Berlin und natürlich eben auch in München.
SPRECHERIN
Und, das ist erstaunlich, eine Art Vorbild für die neuen Bäder, also was die Konstruktion betrifft, ist das Münchner Schyrenbad:
018 ZUSPIELUNG (Matthias Oloew)
Für die damaligen Verhältnisse neuen Bauform hatte man dann eben halt auch die beiden betonierten Becken in München wieder entdeckt und sich erinnert: Ah, München hatte das ja schon und die waren auch all die Jahre schon im Betrieb Und man fuhr dann nach München um sich anzuschauen, wie haben die Münchener ja das überhaupt gemacht, wie wurde das denn überhaupt gebaut War’s eine Ziegelkonstruktion war’s eine Betonkonstruktion war’s eine Edelstahlwanne - wie hat man das gemacht?
MUSIK
SPRECHERIN
Der Bauboom endet aber auch. Spätestens in den 1980er Jahren gerät das Freibad auf einen absteigenden Ast: zu teuer, zu energieintensiv.
019 ZUSPIELUNG (Matthias Oloew)
In den 80er Jahren und bis in das neue Jahrtausend hinein hatten viele Kommunen die Herausforderung, dass die Freibäder in die Jahre gekommen sind. Sie waren alle 40, 50, 60 oder noch 70 Jahre oder älter und man brauchte einen riesengroßen Aufwand, um diese Bäder zu sanieren.
SPRECHERIN
Auch Energie wird zu teuer. In den 1970er Jahren kommt es zur Ölpreiskrise. Die Kommunen merken, ein Freibad beheizen: das heißt, viel Geld ausgeben für einen Luxus, den man nicht mehr bezahlen konnte, den sich die Gemeinden nicht mehr gönnen wollten
020 ZUSPIELUNG (Matthias Oloew)
Und dann wurden eben in Freibäder geschlossen. Viele Kommunen konnten sich den Betrieb der Freibäder und die Sanierung der Freibäder einfach nicht mehr leisten. Freibäder wurden also geschlossen.
MUSIK aus
SPRECHERIN
Ist die Idee des Freibads also damit am Ende?
Zwar schließen weniger Freibäder als noch vor 10 oder 20 Jahren.
Aber es werden auch kaum neue gebaut. Denn immer noch bedeutet der Unterhalt eines Freibads für kleine Gemeinden eine große finanzielle Herausforderung. Und: Es mangelt an Nachwuchs. Es fehlen „Fachangestellte für Bäderbetriebe“. Also Bademeister oder Bademeisterinnen.
021 ZUSPIELUNG (Matthias Oloew)
Also ich persönlich bin der Meinung, dass das Freibad, das in den spät-achtzigern bis in die 2000er Jahre hinein mehr zur Disposition gestellt worden ist, dass das Freibad jetzt eher eine Renaissance erleben wird.
((MUSIK und ATMO (Freibad)))
SPRECHERIN
Heute ist das Publikum im Freibad diverser geworden. Entscheidend ist nicht mehr, wie in den frühen 1920er Jahren, welche Architektur das Bad hat, vielmehr geht es wieder darum, wer geht denn überhaupt ins Freibad?
022 ZUSPIELUNG (Matthias Oloew)
Das heißt, wenn sie heute ins Freibad gehen, insbesondere in großen Metropolen, dann sprechen die Menschen zum Beispiel nicht alle Deutsch. Sie haben nicht alle nur eine weiße Hautfarbe. Es sind nicht nur Männer und Frauen, sondern es gehen vielleicht auch Menschen, die sich nicht in eine dieser binären Geschlechterwelten einsortieren. ((Das sind alles Herausforderungen, in denen sich die Menschen im Freibad stellen.)) Aber an der Grundidee, dass nämlich alle, die im Freibad sind, alle, die die Bäder besuchen, gleichberechtigt sind. Und jede und jeder nach seiner Fassung da glücklich werden sollen, daran hat sich nichts geändert.
SPRECHERIN
Sagt Matthias Oloew: Und er bleibt dabei: Das Freibad hat eine Zukunft:
MUSIK Conny Froebess „Pack die Badehose ein“ oder
MUSIK Nina Hagen „Sie will ein Fisch im Wasser sein“
023 ZUSPIELUNG (Matthias Oloew)
Ich würde sagen, bleiben wir bei denen, was wir vor 100 Jahren in Deutschland etabliert haben, die klassischen Freibäder, da haben wir eine funktionierende Infrastruktur, die akzeptiert ist, die geliebt ist, die gewollt ist, die Menschen lieben ihre Freibäder, bleiben wir dabei und dann sind wir auch gut ausgestattet.
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Anfang der 1920er erlebte Deutschland einen Boom von neu gebauten "Freibädern". Einerseits hieß "frei", nicht in Hallenbädern schwimmen zu müssen. Andererseits bedeutete "frei" eine Gleichberechtigung jeglicher Form. Frau und Mann, Reich und Arm, alle sonnen sich und baden vereint unter freiem Himmel. Von Martin Trauner
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Autorn dieser Folge: martin Trauner
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MUSIK: Nina Hagen „Sie will ein Fisch im Wasser sein“
Sie will ein Fisch im Wasser sein,
im Flaschen grünen See
sie will mit Wasser sich besaufen
und ein paar Blasn blubbern lassen …
ATMO Freibad – Blubbern – und drüber
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Fast so schön wie am See ist es im Freibad. Egal wo, egal in welcher Stadt, egal in welchem Dorf. Es gibt Becken für Schwimmer und Nichtschwimmer. Garderoben. Toilettenhäuschen. Rutschen. - Pommesgeruch zieht über die Liegewiese. Frau oder auch Mann fühlt sich wie ein Fisch im Wasser… Herrlich! Ja, und dann soll das alles auch noch gesund sein!
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Die Betätigung im Freibad, im Wasser, ist für alle Teile der Gesellschaft in fast jedem Alter machbar, es ist eine ausgesprochen gesunde Bewegungsform, und es ist ein Aufenthaltsort, in dem man einer überhitzten Stadt im Sommer gut entfliehen kann…
MUSIK und ATMO
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Also: rauf auf’s Einmeterbrett, Frau oder Mann wagt den Sprung ins Wasser, um sich abzukühlen und …
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… um dann einzutauchen….
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…für die kurze Zeit Unterwasser wird man nachdenklich. Beim Eintauchen …
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… beim Eintauchen in die Geschichte des Freibads. - Freibad? - Warum gibt es so etwas überhaupt?
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(… atmet aus …)
002 ZUSPIELUNG (Matthias Oloew)
(…) Man hat früher die unterschiedlichen Freibadtypen nach unterschiedlichen Bezeichnungen beschrieben, damit man genauer weiß, worum es eigentlich geht. Freibad ist immer der Oberbegriff gewesen, dann gibt es eben die Strandbäder und die Flussbäder und die so genannten Sommerbäder. Und die Sommerbäder waren immer die mit dem betonierten Becken, also das, was wir heute als Freibad bezeichnen würden.
SPRECHERIN
Das sagt der Historiker Dr. Matthias Oloew. Er kennt sich aus mit Bädern aller Art. Er war jahrelang Pressesprecher der Berliner Badebetriebe. Und er hat ein Buch veröffentlicht über 200 Jahre Architektur der Schwimmbäder. - Das Freibad ist für ihn ein Konzept, eine Idee… Und das Ganze gibt es weit über 100 Jahre.
Hat sich da bis heute etwas geändert?
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An der Freibad-Idee hat sich überhaupt nichts geändert. Die war damals klassenlos, sie ist heute klassenlos vom Ansatz her und dem Freibad als Einrichtung ist es auch völlig „wurscht“, wer da kommt, wie sich die einzelnen Personen definieren oder wie sie sich sehen. Das Freibad kennt nur die Regeln des Freibades, nämlich Schwimmer ins Schwimmerbecken, Nichtschwimmer ins Nichtschwimmerbecken, und so weiter, und die oberste Regel des Freibades ist eigentlich gegenseitige Rücksichtnahme und gegenseitiger Respekt.
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Aber nun wagen wir noch einen Sprung, na dieses Mal vom Dreimeterbrett…
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SPRECHERIN
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Genau, wir müssen vielleicht mal kurz gucken, was meinen wir mit Freibad? Also, wenn wir Baden unter freiem Himmel meinen, dann gab es das natürlich schon vor 1908 oder 1907. Wir reden dann zum Beispiel von den Flussbädern, die es in München, Frankfurt, Paris, in Berlin, in Hamburg, in allen großen Städten gab. Man badete im Main, im Rhein, in der Spree, in der Seine und das hat dann schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts angefangen.
SPRECHERIN
Im Freien baden bedeutete in dieser Zeit für das einfache Volk, sich im Fluss abzukühlen und zu waschen. Oder, wenn man etwas privilegierter war, dann konnte man ein Badeschiff besuchen--
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Also, die ersten Badeschiffe, die dort fest vertäut waren, gab es dann schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts oder sogar Ende des 18. Jahrhunderts, erstens für eine sehr, sehr beschränkte Anzahl von Badegästen und natürlich auch nur für Leute, die sich das leisten konnten.
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Badeschiff hieß in den Anfangsjahren nicht, man springt in den Fluss und schwimmt dann eine Runde. Badeschiffe hatten im Inneren Duschkabinen, die mit dem Flusswasser gespeist wurden … Es wurde nicht geschwommen, sondern „gebadet“…
006 ZUSPIELUNG (Matthias Oloew)
Das wurde dann immer größer und irgendwann wurden dann daraus die so genannten Flussbäder. Das waren Ponton-ähnliche Konstruktionen, die auf dem Wasser schwammen. Man ging dann über so eine Art Brücke auf dieses Ponton, erreichte damit die Badeanstalt, verschwand dann hinter einer blickdichten Konstruktion, konnte sich dann auf dieser schwimmenden Badeanstalt auch umziehen und stieg dann von dort von den Planken dieser schwankenden Konstruktion in das Becken, das eben dann kein Becken war, sondern eigentlich der Fluss.
SPRECHERIN
Also, was das Baden fürs einfache Volk angeht, langsam hat sich dann doch etwas bewegt …
MUSIK
ZITATOR (Ernst von Pfuel)
„Der Frosch ist ein vortrefflicher Schwimmer, und unser Lehrmeister ist gefunden, denn die Beschaffenheit seines Körpers ähnelt in den Teilen, welche hauptsächlich zum Schwimmen notwendig sind, sehr der des Menschen.“
SPRECHERIN
Das schreibt General Ernst Adolf Heinrich von Pfuel. Der hatte 1817 in Berlin eine „Flussbadeanstalt“ gegründet. Die war eigentlich für junge Rekruten gedacht, die schwimmen lernen sollten, um im Krieg nicht zu ertrinken und auch, um den Nachwuchssoldaten ein wenig Fitness einzutrichtern. In Form des „Froschschwimmens“, wie Pfuel es damals nannte. Wir kennen diese Schwimmart heute unter dem Begriff „Brustschwimmen“. - Pfuels Anlage stand an der Spree auf Pfählen, das Badebecken war von allen Seiten umschlossen. Damit keiner von außen zuschauen konnte. Wäre ja unsittlich gewesen. Immerhin: Pfuels Flussbad war auch für’s normale Volk zugänglich, das hieß freilich: nur für Männer.
MUSIK aus
SPRECHERIN
Aber auch in München tut sich was. 1847 eröffnet ein Bad nahe der Isar. Das „Schyrenbad“. Das gibt es bis heute…
007 ZUSPIELUNG (Matthias Oloew)
Es ist nicht das Originalbad von damals, aber es ist eines der ersten Sommerbäder, also Freibäder mit betonierten Becken, die es in Deutschland gegeben hat.
SPRECHERIN
Sagt der Historiker Matthias Oloew. - Das Schyrenbad war damals natürlich kein Freibad im heutigen Sinne. Hier durfte man wirklich nur baden oder schwimmen, aber nicht auf einer Liegewiese herumlungern. „Nach Beendigung des Bades“ hatte man das Schyrenbad sofort wieder zu verlassen. Ein Zettel aus dem Münchner Stadtarchiv schreibt Regeln vor:
ZITATOR (Stadtarchiv München)
„Verhaltensmaßregeln beim städtischen Männerfreibad dahier: Jedermann soll sich hüten, den Körper allzulange der Sonne auszusetzen. - Wenn Regen eintritt, so kann man sich noch ca. 1/4 Stunde lang dem Regen aussetzen, dann aber ist der Körper zu bekleiden"
008 ZUSPIELUNG (Matthias Oloew)
Dieses Sommerbad in München ist vermutlich nach einem Vorbild aus Mailand entstanden und in Mailand gab es das schon in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. - Hat sich dann danach, nachdem es in München aber adaptiert worden ist, deutschlandweit nicht durchgesetzt. Das hat dann noch ein halbes Jahrhundert länger gedauert, bis in anderen Städten andere Freibäder dieser Art entstanden sind.
MUSIK
SPRECHERIN
Sowohl das Militärbad von General Ernst von Pfuel als auch das Schyrenbad waren freilich von der heutigen Freibadidee noch weit entfernt. Zwar badete man unter freiem Himmel, aber nicht so, wie Gott uns schuf. Man musste angemessen gekleidet sein und vor allem durfte damals wirklich nur „Mann“ rein. Diese Bäder waren Knaben und Männern vorbehalten. – Wie zum Beispiel sah also das Schyrenbad in der Mitte des 19 Jahrhunderts aus?
009 ZUSPIELUNG
Im Wesentlichen war das eine relativ einfache und nüchterne Angelegenheit, das war ein betoniertes Schwimmbecken. Das Wasser kam in diesem Fall aus der Isar, wurde dort eingeleitet, dann durch das Becken geleitet und dann wieder in die Isar hinausgeleitet. Und das Becken war dann in der Regel umstanden von relativ einfachen Holzbadeumkleiden, in diesem Fall dann auch nur für Männer. (…) Und das Wasser wurde nicht geheizt, also da gab es keinen Sprungturm, da gab es nichts. Und es war vor allen Dingen eine Einrichtung der fortgesetzten Körperhygiene. Es war noch nicht so sehr der Fokus sportliche Betätigung oder gesundheitliche Betätigung, sondern es ging vor allen Dingen darum, dass man eine relativ preiswerte Lösung gefunden hatte, möglichst gut und viele Menschen sauber zu kriegen.
SPRECHERN
Menschen, das waren damals, wie gesagt: Männer. Ein reines Männerbad. Wie so viele der neu entstandenen Bäder. Aber: Eine Ausnahme gibt es dann damals erstaunlicherweise doch: Das Lorettobad in Freiburg. Seit 1886 existiert hier und besteht übrigens bis heute noch das einzige Damenfreibad Deutschlands. Herren und Damen baden – übrigens gilt das wirklich bis heute – getrennt! - Das war dann Ende des 19. Jahrhundert schon sensationell: Frauen, ja, die duften damals baden gehen!
MUSIK Nina Hagen „Sie will ein Fisch im Wasser sein“
SPRECHERN
Das Lorettobad wird auch sehr viel später zum Vorbild zu Doris Dörries Film aus dem Jahr 2022 - Titel: „Freibad“. Aber wie gesagt, das Lorettobad war und bleibt eine Ausnahme in der Geschichte des Freibades…
MUSIK und ATMO (Freibadgeräusche)
SPRECHERIN
Die Geschichte des echten Freibads, des „Familienbades“, so wie wir es noch heute kennen, beginnt, so sagt es Matthias Obloew, diese Geschichte beginnt mit einer Revolution. 1907 am Wannsee. Und er selbst muss über den Begriff „Revolution“ ein wenig schmunzeln …
010 ZUSPIELUNG (Matthias Oloew)
(er lacht) Die „kleine Bade-Revolution am Wannsee“. - Das ist etwas, was zusammenhängt mit der Gründungsgeschichte des Strandbades Wannsee. Das war damals vor den Toren der Stadt Berlin und nicht wie heute in der Stadt Berlin und man ist da in so eine Situation hineingeschlittert, die man so bestimmt nicht wollte. Man hatte sich entschieden, dass in dem Badeabschnitt, wo heute das Strandbad Wannsee steht, man das seit mehreren Monaten und Jahren praktizierte illegale Baden im Freien legalisiert.
SPRECHERIN
Das Baden im Freien, also in einem Fluss oder in einem See, war Anfang der 1900er Jahre nicht nur in Berlin, sondern in ganz Deutschland, nicht nur immer noch verpönt, sondern sogar verboten gewesen. Einen jeden, der außerhalb der vor Zusehern geschützten Badeanstalten beim Baden in der freien Natur erwischt wurde, den bestrafte man. Der Berliner Dichter Heinrich Zille schreibt:
ZITATOR Heinrich Zille
Was wir seit 1907 „Freibad“ nennen, hatten wir Jungs und Mädels des Berliner Ostens auch schon. - Die Holz- und Steinplätze an der Spree, mit schrägem Ufer, waren günstig… Mitunter kam ein Donnerwetter in Form eines Schutzmanns dazwischen gefahren …
SPRECHERIN
Das Freibad, also den Begriff, den gab es damals, vor 1907, eben noch nicht. - Die offiziellen Bäder in Berlin bieten aber keinen wirklichen Anreiz, um ins Wasser zu hüpfen, meint damals zumindest Heinrich Zille
ZITATOR Heinrich Zille
Die wenigen Badehäuser in der Spree waren düstere, gesichtslose Kästen. Licht- Luft- Sonnenlos und überfüllt. Krankheitsverschlepper. Dann warmes Wasser in den Rinnsteinen, das kam aus Fabriken. An der „Quelle“ war es noch sauber, da badeten wir uns die Füße, wenn wir von den Holzplätzen verjagt wurden.
MUSIK
SPRECHERIN
Und jetzt kommt es zur so genannten Baderevolution am Wannsee. 1907 in Berlin: Die Vorgeschichte:
011 ZUSPIELUNG (Matthias Oloew)
Der damalige Landrat von dem Landkreis Telltow, zu dem der Bereich damals gehört hat, Ernst von Stubenrauch hat dann entschieden, er schreibt mal an den Oberförster in Grunewald und sagt, sagen sie mal, hätten sie irgendwelche Einwände, wenn wir den Leuten erlauben, dass sie da ins Wasser steigen …
SPRECHERIN
Ja, antwortet der Oberförster, wenn die Regierung von Preußen nichts dagegen habe, obwohl es im Polizeigesetz so steht, dann könne man das schon so machen … Und tatsächlich: die Regierung hat wohl nichts dagegen.
012 ZUSPIELUNG (Matthias Oloew)
So, und dann haben sie am 8. Mai 1907, die Schilder in dem Strandabschnitt dort, die bisher das Baden verboten hatten, ersetzt durch „öffentliche Badestelle“ und hatten sich überhaupt keine Gedanken darüber gemacht, welche Konsequenzen das hat.
MUSIK Pack die Badehose ein (Conny Froebess) instrumental
ZITATOR SPD-Zeitung „Vorwärts“
Hier herrscht wirklich Freiheit, kein polizeiliches Auge wacht und trotzdem, ja, trotzdem wickelt sich bei den tausenden zählenden Besuchern alles glatt ab.
SPRECHERIN
Schreibt „Vorwärts“ – Die Hauspostille der SPD….
Und Cornelia Froebess singt Jahre später …
MUSIK Pack die Badehose ein (Conny Froebess)
Pack die Badehose ein, nimm dein kleines Schwesterlein
Und dann nischt wie raus nach Wannsee
Ja, wir radeln wie der Wind durch den Grunewald geschwind
Und dann sind wir bald am Wannsee …
SPRECHERIN
Cornelia Froebss war 9 Jahre alt, als sie mit diesem Hit, ein Lied über das Freibad Wannsee zum Kinderstar wurde..
MUSIK Pack die Badehose ein (Conny Froebess)
Hei, wir tummeln uns im Wasser wie die Fischlein, das ist fein
Und nur deine kleine Schwestern, nee, die traut sich nicht hinein
Pack die Badehose ein, nimm dein kleines Schwesterlein
Denn um Acht müssen wir zuhause sein …
MUSIK hoch und aus
SPRECHERIN
Heinrich Zille, der Berliner Dichter der damaligen Zeit, macht „Schnappschüsse“, nicht mit dem Fotoapparat, er zeichnet seine Eindrücke des Freibad Wannsee - er malt Karikaturen und untertitelt sie… So ein Schnappschuss von Heinrich Zille sieht dann etwa so aus:
Ein leicht übergewichtiger Mann mit Kaiser-Wilhelm-Bart trägt seine auch leicht übergewichtige Frau auf Händen in den Wannsee. Er steht noch im knöcheltiefen Wasser …
ZITATOR Heinrich Zille
„Liebster, jeh nich’ so tief rinn – denk an mein’ Herzfehler“
SPRECHERIN
Schön sind die Badenden in Zilles Karikaturen alle nicht. Meist zu dick, unvorteilhaft gekleidet, oft nackt. Wie Gott sie schuf…
MUSIK aus
013 ZUSPIELUNG (Matthias Oloew)
… dort wurde so gebadet, wie wir das heute kennen, nämlich beide Geschlechter gemeinsam und nicht getrennt. Das war ja schon mal eigentlich undenkbar. Zweitens: man konnte vom Ufer aus zusehen, wie Menschen im Wasser sich bewegten, Spaß hatten und nass waren eben halt. Und sie trugen halt damals keine Badebekleidung, wie wir sie das heute kennen, sondern sie gingen damit ins Wasser, was sie eben halt so hatten. Und das war dann eben halt mehr Unterwäsche, die dann, wenn sie nass wurde, mehr zeigte, als sie verhüllte. Und das ist die große Revolution…
SPRECHERIN
Und, so fügt Mathias Oloew hinzu, hat sich hier das durchgesetzt, was wir heute unter Freibad kennen: Gemeinschaftliches Baden, alle sind irgendwie gleichberechtigt und man kann das Bad öffentlich einsehen. Vor allem aber:
014 ZUSPIELUNG (Matthias Oloew)
Es war auch deswegen ein Freibad, weil es freien Eintritt garantierte. Also: Man musste nichts bezahlen.
MUSIKAKZENT
SPRECHERIN
Und das war’s dann erstmal auch mit der großen Baderevolution. Zwar denkt man in Berlin, am Wannsee bereits wenige Jahre später schon über eine Architektur des Freibads nach. Also: Man könnte doch Garderobengebäude am Ufer bauen, Verpflegungsstände, Liegewiesen, Sport und Spielmöglichkeiten schaffen. Und es kommt die Idee auf: Wie kann ich meine Freizeit gestalten? Aber: irgendwie kann sich diese Idee erstmal dann doch noch nicht so ganz durchsetzen
015 ZUSPIELUNG (Matthias Oloew)
Das war tatsächlich ungefähr bis in die Mitte der 20er-Jahre so. Man hatte zwar das Phänomen am Wannsee, aber es war dann eben halt doch ein Einzelphänomen, das, was man damals als Familienbad bezeichnete, nämlich das gemeinsame Baden der Geschlechter, hatte sich dann nicht in Größenordnung von Wannsee aus über das Deutsche Reich verbreitet. Man hatte jetzt nicht gesagt so nach dem Motto, was am Wannsee möglich ist, das muss auch an der Isar möglich sein oder in Stuttgart zu war es nicht.
SPRECHERIN
Aber, nach dem ersten Weltkrieg, nach dem Ende des Kaiserreichs, gibt es in Deutschland doch eine Veränderung: Die Weimarer Republik.
016 ZUSPIELUNG (Matthias Oloew)
Allerdings gab es ja dann eben nach dem ersten Weltkrieg die Revolution und tatsächlich auch die Gleichberechtigung vor dem Gesetz. Männer und Frauen waren ja dann gleichberechtigt, Frauen durften ja auch wählen. Und in diesem Zusammenhang hat man sich dann überlegt, so wenn wir diese Freibadinfrastruktur etablieren, macht es dann noch Sinn, eine Geschlechtertrennung wie im Hallenbad, wie in den Stadtbädern über viele Jahre praktiziert und noch weiter durchzusetzen. Und dann etablierte sich nach und nach dieses Familienbad über die neue Bauaufgabe „Freibad“, auch in der Gesellschaft, so dass dann das gemeinsame und gleichberechtigte Baden der Geschlechter etabliert wurde.
MUSIK
SPRECHERIN
Nicht nur die Idee der Gleichberechtigung setzt sich durch, also: alle dürfen frei, gleich gemeinschaftlich unter dem blauen Himmel baden, es setzt sich auch das Ideal der Sportlichkeit durch. Jeder soll nun schwimmen lernen. Der Dichter Heinrich Zille schrieb im Jahr 1927:
ZITATOR Heinrich Zille
Und nun ihr alle, die jung seid, auf die wir hoffend sehen, hinaus in die Sonne, ins Freie, in die Weite, in die Gefahren – in der Badewanne lernt man nicht schwimmen!
MUSIK
SPRECHERIN
In den 1920er Jahren werden nun die Freibäder gebaut, wie wir sie heute noch kennen und schätzen: Umkleidegebäude, Aufenthaltsflächen, Spielplätze, Sportmöglichkeiten auch außerhalb des Wassers, verschiedene Becken für Schwimmer und Nichtschwimmer, und vor allem: eine Gastronomie. Ein regelrechter Bauboom setzt ein:
017 ZUSPIELUNG (Matthias Oloew)
Der Bauboom von Freibädern, wie wir sie heute kennen, mit betonierten Becken, mit künstlicher Wasseraufbereitung, vielleicht sogar auch mit Wasserbeheizung, und vielleicht auch mit Sprungstürmen und mit Rutschen und so weiter und so fort. Das hat alles erst in den 1920er-Jahren angefangen. Da gab es die ersten Bäder in Köln, in Frankfurt, München, Klappbach und in Gera, aber auch in Berlin und natürlich eben auch in München.
SPRECHERIN
Und, das ist erstaunlich, eine Art Vorbild für die neuen Bäder, also was die Konstruktion betrifft, ist das Münchner Schyrenbad:
018 ZUSPIELUNG (Matthias Oloew)
Für die damaligen Verhältnisse neuen Bauform hatte man dann eben halt auch die beiden betonierten Becken in München wieder entdeckt und sich erinnert: Ah, München hatte das ja schon und die waren auch all die Jahre schon im Betrieb Und man fuhr dann nach München um sich anzuschauen, wie haben die Münchener ja das überhaupt gemacht, wie wurde das denn überhaupt gebaut War’s eine Ziegelkonstruktion war’s eine Betonkonstruktion war’s eine Edelstahlwanne - wie hat man das gemacht?
MUSIK
SPRECHERIN
Der Bauboom endet aber auch. Spätestens in den 1980er Jahren gerät das Freibad auf einen absteigenden Ast: zu teuer, zu energieintensiv.
019 ZUSPIELUNG (Matthias Oloew)
In den 80er Jahren und bis in das neue Jahrtausend hinein hatten viele Kommunen die Herausforderung, dass die Freibäder in die Jahre gekommen sind. Sie waren alle 40, 50, 60 oder noch 70 Jahre oder älter und man brauchte einen riesengroßen Aufwand, um diese Bäder zu sanieren.
SPRECHERIN
Auch Energie wird zu teuer. In den 1970er Jahren kommt es zur Ölpreiskrise. Die Kommunen merken, ein Freibad beheizen: das heißt, viel Geld ausgeben für einen Luxus, den man nicht mehr bezahlen konnte, den sich die Gemeinden nicht mehr gönnen wollten
020 ZUSPIELUNG (Matthias Oloew)
Und dann wurden eben in Freibäder geschlossen. Viele Kommunen konnten sich den Betrieb der Freibäder und die Sanierung der Freibäder einfach nicht mehr leisten. Freibäder wurden also geschlossen.
MUSIK aus
SPRECHERIN
Ist die Idee des Freibads also damit am Ende?
Zwar schließen weniger Freibäder als noch vor 10 oder 20 Jahren.
Aber es werden auch kaum neue gebaut. Denn immer noch bedeutet der Unterhalt eines Freibads für kleine Gemeinden eine große finanzielle Herausforderung. Und: Es mangelt an Nachwuchs. Es fehlen „Fachangestellte für Bäderbetriebe“. Also Bademeister oder Bademeisterinnen.
021 ZUSPIELUNG (Matthias Oloew)
Also ich persönlich bin der Meinung, dass das Freibad, das in den spät-achtzigern bis in die 2000er Jahre hinein mehr zur Disposition gestellt worden ist, dass das Freibad jetzt eher eine Renaissance erleben wird.
((MUSIK und ATMO (Freibad)))
SPRECHERIN
Heute ist das Publikum im Freibad diverser geworden. Entscheidend ist nicht mehr, wie in den frühen 1920er Jahren, welche Architektur das Bad hat, vielmehr geht es wieder darum, wer geht denn überhaupt ins Freibad?
022 ZUSPIELUNG (Matthias Oloew)
Das heißt, wenn sie heute ins Freibad gehen, insbesondere in großen Metropolen, dann sprechen die Menschen zum Beispiel nicht alle Deutsch. Sie haben nicht alle nur eine weiße Hautfarbe. Es sind nicht nur Männer und Frauen, sondern es gehen vielleicht auch Menschen, die sich nicht in eine dieser binären Geschlechterwelten einsortieren. ((Das sind alles Herausforderungen, in denen sich die Menschen im Freibad stellen.)) Aber an der Grundidee, dass nämlich alle, die im Freibad sind, alle, die die Bäder besuchen, gleichberechtigt sind. Und jede und jeder nach seiner Fassung da glücklich werden sollen, daran hat sich nichts geändert.
SPRECHERIN
Sagt Matthias Oloew: Und er bleibt dabei: Das Freibad hat eine Zukunft:
MUSIK Conny Froebess „Pack die Badehose ein“ oder
MUSIK Nina Hagen „Sie will ein Fisch im Wasser sein“
023 ZUSPIELUNG (Matthias Oloew)
Ich würde sagen, bleiben wir bei denen, was wir vor 100 Jahren in Deutschland etabliert haben, die klassischen Freibäder, da haben wir eine funktionierende Infrastruktur, die akzeptiert ist, die geliebt ist, die gewollt ist, die Menschen lieben ihre Freibäder, bleiben wir dabei und dann sind wir auch gut ausgestattet.
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