ERF Plus - Bibel heute

Eine Krone für den Priester


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1. Zeichen im Tempel und die besondere Krönung

Das Sonnenlicht fällt durch den Torbogen des Tempels. Staub tanzt in den Strahlen. Auf einem Tisch liegen Goldstücke und silberne Armreife. Heimkehrer aus Babylon haben sie mitgebracht – als Zeichen ihrer Dankbarkeit. Menschen drängen sich, manche flüstern ein stilles Gebet. Hoffnung ist tastbar.

Sacharja tritt hervor. Er greift nach den Gaben. Dann spricht er mit fester Stimme: „So spricht der HERR der Heerscharen: Nimm das Silber und das Gold, fertige eine Krone – und setze sie dem Hohepriester Jeschua auf das Haupt.“

Ein Raunen geht durch die Menge. Ein Priester mit einer Krone? Noch nie zuvor gesehen. Doch Sacharja weiß: Das ist mehr als ein Ritual. Es ist ein Zeichen. Ein Versprechen Gottes. Hier verbindet Gott bewusst beide Ämter als Hinweis auf den „Spross“ – den kommenden Priesterkönig.

 

2. Der „Spross“ und die Hoffnung Israels

Im alten Israel waren die Ämter des Königs und des Hohepriesters streng getrennt. Der König kam aus dem Stamm Juda, der Priester aus dem Stamm Levi. Normalerweise trug der Hohepriester einen prächtigen Turban mit einem goldenen Stirnblech, auf dem eingraviert stand: „Heilig dem HERRN“. Eine Krone aber gehörte auf das Haupt eines Königs. Dass nun der Priester gekrönt wird, sprengt bekannte Muster. Es macht aufmerksam: Gott kündigt etwas Neues an.

Im Judentum gilt diese Szene als Symbol. Sie zeigt: Gott wird eines Tages den Messias senden. Er wird den Tempel vollenden. Er wird als gerechter Herrscher Frieden bringen. Sacharja nennt ihn „Spross“: „Siehe, ein Mann – Spross ist sein Name“ (Sacharja 6,12). Wie ein neuer Trieb aus einem scheinbar abgestorbenen Stamm wächst er hervor. Von ihm heißt es: Er wird bauen, er wird tragen, er wird auf dem Thron sitzen – und Priester sein. Königliche und priesterliche Würde berühren sich. Zwischen den beiden Ämtern herrscht „Rat des Friedens“. Nicht Konkurrenz, sondern Einheit.

 

3. Erfüllung der Verheißung in Jesus Christus

Christen erkennen in dieser Stelle einen klaren Hinweis auf JesusChristus. Er ist der Messias. Er ist König und Priester zugleich. Als König regiert er nicht mit Gewalt, sondern mit Liebe und Gerechtigkeit. Er ist ein König, der dient. Schon der Name Jeschua – „Der HERR rettet“ – weist in diese Richtung. Im Griechischen wird daraus „Jesus“. Was damals als Verheißung aufleuchtet, nimmt im Neuen Testament Gesicht und Gestalt an.

Als Priester vermittelt Jesus zwischen Gott und Mensch. Er hat nicht nur Opfer gebracht – er hat sich selbst geopfert. Ein Opfer, das für alle Zeit gilt. Er trägt nicht nur eine goldene Krone, sondern auch die Dornenkrone. Er baut nicht nur einen Tempel aus Steinen, sondern eine lebendige Gemeinde: Menschen, die an ihn glauben.

Der Hebräerbrief beschreibt Jesus als „großen Hohenpriester, der mitfühlen kann mit menschlicher Schwachheit“ (Hebräer 4,15). Das bedeutet: Jesus versteht menschliche Gefühle. Er kennt Versuchung, Schmerz und Leid. Er weiß, wie es ist, Angst zu haben oder verraten zu werden. Er kennt Hunger, Müdigkeit und Verzweiflung. Er ist wahrer Mensch. Und doch ist er auch wahrer Gott. Ohne Sünde. Voller Macht. In ihm berühren sich Himmel und Erde.

 

4. Hoffnung für heute

Für mich ist das die zentrale Botschaft des heutigen Bibeltextes: Der Messias wird die beiden entscheidenden Ämter in sich vereinen. Dies bildet die Grundlage für das neutestamentliche Verständnis von Jesus als dem wahren König und Priester. Christus öffnet als Priesterkönig den Weg zu Gott für alle.

Die Botschaft aus Sacharja 6 zeigt, wie Gott aus menschlicher Schwäche Neues schafft, wie er sein Heil voranbringt und alle, die auf ihn vertrauen, zur Beteiligung einlädt. Wer „auf die Stimme des HERRN hört“, erfährt seine Zusagen als Kraftquelle. Darum können Menschen ihre Schuld vor Gott bringen. Jesus tritt für sie ein. Durch ihn gibt es Vergebung und neue Hoffnung. Gleichzeitig ist er der König, der nicht fern im Himmel sitzt, sondern mitten im Leben wirkt. Er kennt jede Sorge. Er schenkt Halt in Krisen. Er bleibt Herr über alle Dinge.

Der Hebräerbrief sagt: „Jesus lebt für immer, um für die Seinen einzutreten“ (Hebräer 7,25). Das heißt: Sein Priesterdienst hört nicht auf. Er betet für Menschen. Er hilft ihnen. Er kennt ihre Kämpfe. Er vergisst niemanden.

In der Offenbarung wird Jesus „König der Könige und Herr der Herren“ genannt. Das bedeutet: Keine Macht dieser Welt steht über ihm. Kein Herrscher, kein System, keine Krise. Am Ende gehört die Welt ihm – Jesus.

Die Krone aus dem heutigen Bibeltext ist deshalb ein starkes Bild. Sie erinnert an das, was kommt: an eine neue Weltordnung. An eine Welt, die nicht mehr von Krieg, Ungerechtigkeit oder Angst bestimmt ist, sondern von Gerechtigkeit, Versöhnung und Gottes Nähe.

Die Krone wurde im Tempel aufbewahrt, damit niemand die Verheißung vergisst. Sie war ein Gedenkzeichen – verbunden mit den Namen derer, die gespendet hatten. Auch das erzählt etwas: Gott schreibt die Namen der Menschen in seine Geschichte. Auch heute gilt dieses Versprechen: Gottes Reich ist nicht nur für Israel bestimmt, sondern für alle Menschen. Alle, die durch den Messias, durch Jesus, zu Gott finden.

Der Prophet Sacharja lebte nach dem babylonischen Exil zu einer Zeit, als das Volk Israel dabei war, den Tempel in Jerusalem wieder aufzubauen. Das Volk Israel stand damals zwischen Vergangenheit und Zukunft: Exil hinter sich, Tempel im Aufbau, Zukunft ungewiss. Auch heute gibt es solche Situationen: Übergänge. Neuanfänge. Unsicherheit. Wer je in einem Rohbau gestanden hat, kennt dieses Gefühl: Man sieht das Gerüst, den Plan – aber noch nicht das fertige Zuhause. Genau so fühlt sich manchmal das eigene Leben an: noch im Werden, noch nicht vollendet, aber schon von Hoffnung getragen.

Vielleicht stehen Sie gerade am Beginn eines neuen Lebensabschnitts: der erste Arbeitstag in einer neuen Firma; ein Umzug in eine fremde Stadt; eine schwere Operation, die ansteht; ein Gespräch, das schon lange belastet. Vielleicht drückt die Sorge um die Familie. Oder die Angst, dass das Geld nicht reicht. In solchen Momenten scheint die Zukunft dunkel. Und doch: Gerade dort, wo wir die Grenze spüren, kann die Verheißung hell werden. Jesus ist das Licht der Welt.

Die Zusage aus Sacharja spricht genau da hinein: Es gibt einen, der größer ist als jede Krise. Einen, der mitten in der Unsicherheit Halt schenkt. Er kennt nicht nur menschliche Schwäche, sondern hat auch göttliche Macht. Jesus Christus – wahrer Mensch und wahrer Gott. Er sieht das Herz. Er versteht Angst und Tränen. Gleichzeitig hat er die Macht, Türen zu öffnen, Wege zu zeigen und Hoffnung zu schenken. Wer auf ihn vertraut, weiß: Nichts ist verloren. Kein Leid bleibt unbemerkt. Kein Schritt geht ins Leere.

So wird die Krone aus Silber und Gold zu einem aktuellen Zeichen. Ein Symbol dafür, dass Gott auch heute Zukunft schenkt. Eine Zukunft, die getragen ist von seiner Nähe, seiner Liebe zu den Menschen, seiner Geborgenheit und Güte. Und wie die Krone im Tempel sichtbar blieb, dürfen alle Menschen Zeichen der Hoffnung sichtbar machen: ein ermutigendes Wort, eine helfende Hand, ein Gebet füreinander.

Vielleicht fragen Sie sich in Ihrem Lebensabschnitt gerade: Wie geht es weiter? Dann gilt Ihnen die Zusage: Gott baut. Gott handelt. Gott setzt Zeichen der Hoffnung. Und er hat mit Ihrem Leben etwas Gutes vor. Jesus geht Ihren Lebensweg mit – heute, morgen und alle Tage.

Autor: Rolf List

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