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Das gemeinsame Essen ist wie das Lagerfeuer, um das sich unsere Urahnen versammelten. Beim Essen werden Geschichten erzählt, Verträge besiegelt, Kinder erzogen, Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen gefeiert. Es wird gelacht, gestritten und geschmollt. Constanze Alvarez über ein uraltes Ritual, das unser Leben Tag für Tag begleitet. (BR 2024)
Credits
Autorin dieser Folge: Constanze Alvarez
Regie: Ron Schickler
Es sprachen: Hemma Michel, Ron Schickler
Technik: Simon Lobenhofer / Atrium Studios
Redaktion: Bernhard Kastner
Im Interview:
Daniel Kofahl, Ernährungssoziologe
Christine Ordnung, Familientherapeutin und Buch-Autorin
Prof. Eva Barlösius, Soziologin, Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover
Literaturhinweise:
Christine Ordnung mit Georg Cadeggianini, "Familie am Tisch: Für ein neues Miteinander – beim Essen und darüber hinaus". Wie sich Stress am Familientisch vermeiden lässt und was Eltern über sich selbst, ihre Werte und ihre Kindheit lernen können.
Witold Szablowski,"Die Köche des Kreml: Wie Russland mit Essen Politik macht". Spannendes Buch über die Geschichte der Sowjetunion bzw. Russland, betrachtet aus der Perspektive der Köche und Küchengehilfen der Machthaber.
Und noch eine besondere Empfehlung der Redaktion:
Kein Stress beim Essen: Kinder müssen nicht alles probieren | Psychologie | Verstehen | ARD alpha
Wir freuen uns über Feedback und Anregungen zur Sendung per Mail an [email protected].
Radiowissen finden Sie auch in der ARD Audiothek:
ARD Audiothek | Radiowissen
JETZT ENTDECKEN
Das vollständige Manuskript gibt es HIER.
Lesen Sie einen Ausschnitt aus dem Manuskript:
Zusp. 1 Szene Familie am Tisch
Alle: "Kommt ´ne Schnecke um die Ecke, singt ein Lied, guten Appetit!"
Mutter: "Herr, Frau, Piep!"
Kind: "Nein, warum Herr Frau Piep? Das ist doch altmodisch!"
SPRECHERIN:
Eine Familie beim Abendessen. Nennen wir sie Familie Schnabel. Vater, Mutter, Kind, eine Nachbarin ist spontan zu Gast. Im Ofen: Eine Pizza. Die ganze Küche duftet danach. Selbstgemachter Teig. Die Stimmung ist gelöst, ein Traum, wie aus einer Werbung. Danach sehnen sich doch die meisten Menschen. Nach einem harmonischen Essen, bei dem sich die Familienmitglieder Zeit füreinander nehmen, das Essen genießen und sich miteinander austauschen… Oder?
Zusp. 2 Szene Familie am Tisch
Vater: "Schrei nicht so laut, ich brauche Ruhe, ich habe gerade meine Steuererklärung gemacht und gekocht, und überhaupt…"
blenden mit
MUSIK Looming Shadow (light) 00:19min
SPRECHERIN:
Da haben wir´s: Unsere Vorstellung eines idyllischen Essens hat wenig mit dem Alltag zu tun. Und trotzdem ist dieser Augenblick, an dem sich mehrere Menschen gemeinsam an einen Tisch setzen, enorm wichtig, und das gilt nicht nur für Familien. Warum eigentlich? Das hat viele Gründe. Der erste und möglicherweise wichtigste, ist, weil gemeinsam Essen uns einander näherbringt, weil es unsere Beziehung stärkt, unser Gefühl, einer Gemeinschaft anzugehören. Das ist seit Beginn der Menschheitsgeschichte so, erklärt Eva Barlösius, Professorin für Soziologie an der Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover:
Zusp. 3 Eva Barlösius
… Es hat damit zu tun, dass Menschen nicht allein überleben konnten. Also (..), Sie können heute mit ihrem Geld an die Supermarktkasse gehen, und sie können sich alles das kaufen, was sie zum Essen brauchen. In der Geschichte der Menschheit war das immer eine gemeinsame Arbeit, die man machen musste. Das konnte niemand alleine machen. Also, das heißt, im Grunde genommen hat diese Notwendigkeit, sich ernähren zu müssen, von Anfang an einen sozialen Zusammenhang konstituiert.
SPRECHERIN:
Ein Tier erjagen, Beeren oder Wurzeln sammeln, die Feuerstelle bewachen – Essen zubereiten war immer schon ein kollektiver Prozess, bei dem jeder und jede seine Aufgabe hatte. Und auch wenn wir uns über derlei heute keine Gedanken mehr machen brauchen, schwingt diese Erfahrung aus der Urzeit auch heute noch mit.
MUSIK Endagered 00:43min
SPRECHERIN
Dabei ist Essen mehr als nur Nahrungsaufnahme, es mit Emotionen verknüpft und besitzt eine soziale Funktion. Von Anfang an, wenn ein Neugeborenes gestillt wird, entsteht eine Bindung und damit das Gefühl von Wärme und Geborgenheit. Später, wenn die Kinder groß werden, legen wir Wert darauf, dass sie alles Mögliche allein bewältigen – sich alleine anziehen, alleine auf die Toilette gehen, alleine Schlafen – nur beim Essen, da ist es uns wichtig, dass sie lernen, dass das Essen etwas Gemeinsames ist.
Zusp. 4 Szene Familie am Tisch
Alle durcheinander:
"Habt ihr schon gehört? Im Eisladen gibt es jetzt Hunde-Eis!"
"Hunde-Eis?"
"Im Patagon?"
"Und wie soll das sein? Eis mit Fleischgeschmack?"
"Mit Fleisch-Käse-Apfelgeschmack…"
4.5
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Das gemeinsame Essen ist wie das Lagerfeuer, um das sich unsere Urahnen versammelten. Beim Essen werden Geschichten erzählt, Verträge besiegelt, Kinder erzogen, Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen gefeiert. Es wird gelacht, gestritten und geschmollt. Constanze Alvarez über ein uraltes Ritual, das unser Leben Tag für Tag begleitet. (BR 2024)
Credits
Autorin dieser Folge: Constanze Alvarez
Regie: Ron Schickler
Es sprachen: Hemma Michel, Ron Schickler
Technik: Simon Lobenhofer / Atrium Studios
Redaktion: Bernhard Kastner
Im Interview:
Daniel Kofahl, Ernährungssoziologe
Christine Ordnung, Familientherapeutin und Buch-Autorin
Prof. Eva Barlösius, Soziologin, Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover
Literaturhinweise:
Christine Ordnung mit Georg Cadeggianini, "Familie am Tisch: Für ein neues Miteinander – beim Essen und darüber hinaus". Wie sich Stress am Familientisch vermeiden lässt und was Eltern über sich selbst, ihre Werte und ihre Kindheit lernen können.
Witold Szablowski,"Die Köche des Kreml: Wie Russland mit Essen Politik macht". Spannendes Buch über die Geschichte der Sowjetunion bzw. Russland, betrachtet aus der Perspektive der Köche und Küchengehilfen der Machthaber.
Und noch eine besondere Empfehlung der Redaktion:
Kein Stress beim Essen: Kinder müssen nicht alles probieren | Psychologie | Verstehen | ARD alpha
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Zusp. 1 Szene Familie am Tisch
Alle: "Kommt ´ne Schnecke um die Ecke, singt ein Lied, guten Appetit!"
Mutter: "Herr, Frau, Piep!"
Kind: "Nein, warum Herr Frau Piep? Das ist doch altmodisch!"
SPRECHERIN:
Eine Familie beim Abendessen. Nennen wir sie Familie Schnabel. Vater, Mutter, Kind, eine Nachbarin ist spontan zu Gast. Im Ofen: Eine Pizza. Die ganze Küche duftet danach. Selbstgemachter Teig. Die Stimmung ist gelöst, ein Traum, wie aus einer Werbung. Danach sehnen sich doch die meisten Menschen. Nach einem harmonischen Essen, bei dem sich die Familienmitglieder Zeit füreinander nehmen, das Essen genießen und sich miteinander austauschen… Oder?
Zusp. 2 Szene Familie am Tisch
Vater: "Schrei nicht so laut, ich brauche Ruhe, ich habe gerade meine Steuererklärung gemacht und gekocht, und überhaupt…"
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MUSIK Looming Shadow (light) 00:19min
SPRECHERIN:
Da haben wir´s: Unsere Vorstellung eines idyllischen Essens hat wenig mit dem Alltag zu tun. Und trotzdem ist dieser Augenblick, an dem sich mehrere Menschen gemeinsam an einen Tisch setzen, enorm wichtig, und das gilt nicht nur für Familien. Warum eigentlich? Das hat viele Gründe. Der erste und möglicherweise wichtigste, ist, weil gemeinsam Essen uns einander näherbringt, weil es unsere Beziehung stärkt, unser Gefühl, einer Gemeinschaft anzugehören. Das ist seit Beginn der Menschheitsgeschichte so, erklärt Eva Barlösius, Professorin für Soziologie an der Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover:
Zusp. 3 Eva Barlösius
… Es hat damit zu tun, dass Menschen nicht allein überleben konnten. Also (..), Sie können heute mit ihrem Geld an die Supermarktkasse gehen, und sie können sich alles das kaufen, was sie zum Essen brauchen. In der Geschichte der Menschheit war das immer eine gemeinsame Arbeit, die man machen musste. Das konnte niemand alleine machen. Also, das heißt, im Grunde genommen hat diese Notwendigkeit, sich ernähren zu müssen, von Anfang an einen sozialen Zusammenhang konstituiert.
SPRECHERIN:
Ein Tier erjagen, Beeren oder Wurzeln sammeln, die Feuerstelle bewachen – Essen zubereiten war immer schon ein kollektiver Prozess, bei dem jeder und jede seine Aufgabe hatte. Und auch wenn wir uns über derlei heute keine Gedanken mehr machen brauchen, schwingt diese Erfahrung aus der Urzeit auch heute noch mit.
MUSIK Endagered 00:43min
SPRECHERIN
Dabei ist Essen mehr als nur Nahrungsaufnahme, es mit Emotionen verknüpft und besitzt eine soziale Funktion. Von Anfang an, wenn ein Neugeborenes gestillt wird, entsteht eine Bindung und damit das Gefühl von Wärme und Geborgenheit. Später, wenn die Kinder groß werden, legen wir Wert darauf, dass sie alles Mögliche allein bewältigen – sich alleine anziehen, alleine auf die Toilette gehen, alleine Schlafen – nur beim Essen, da ist es uns wichtig, dass sie lernen, dass das Essen etwas Gemeinsames ist.
Zusp. 4 Szene Familie am Tisch
Alle durcheinander:
"Habt ihr schon gehört? Im Eisladen gibt es jetzt Hunde-Eis!"
"Hunde-Eis?"
"Im Patagon?"
"Und wie soll das sein? Eis mit Fleischgeschmack?"
"Mit Fleisch-Käse-Apfelgeschmack…"
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