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Begeistertes Klatschen und Anfeuerungsrufe heizen die Atmosphäre auf, es ist ohrenbetäubend laut, die Spannung der Läufer und Zuschauer steigt, der Countdown läuft.
Dann – fällt der Startschuss und ein bunter Lindwurm von Läuferinnen und Läufern schiebt sich durch die Straßen Frankfurts.
Ich liebe es, bei solchen Laufwettbewerben dabei zu sein – wenn auch nur als Zuschauerin. Ich liebe die Stimmung, die Musik und den Jubel an der Strecke. Diese Begeisterung ist ansteckend und sie trägt am Ende so manchen Läufer auf den letzten harten Metern ins Ziel.
Im Psalm 67 ist auch solch eine Stimmung spürbar. Da schreibt einer vom Segen, den er erfahren hat. Und diese Erfahrung ist so stark und eindrücklich für ihn, dass er sie nicht für sich behalten kann. Er sprudelt regelrecht über vor Begeisterung. Er möchte die ganze Welt mit hineinnehmen in diese großartige Segens-Erfahrung. Deshalb macht er daraus ein Lied, einen Psalm.
Er schaut auf sein Volk und auf die Nachbarvölker und er staunt über die Tragweite und die Strahlkraft von Gottes Segen:
Er beginnt sein Lied mit Worten, die manchen von ihnen vielleicht bekannt vorkommen: „Gott sei uns gnädig und segne uns. Er lasse uns sein Antlitz leuchten.“ Ähnliche Sätze höre ich am Ende eines Gottesdienstes, als Teil der Segensformel.
Es sind sehr alte Worte, Worte, die ihren Ursprung in der Geschichte des Volkes Israel haben. Für die ersten Hörerinnen und Hörer waren sie nicht nur ein Zuspruch, sie waren auch ein Weckruf: Erinnert euch! Erinnert euch an eure Geschichte! Ihr kennt diese Worte! Sie sind Teil einer sehr schweren Wegstrecke!
Gott hatte das Volk herausgeholt aus der Sklaverei in Ägypten, heraus aus Angst und Unterdrückung. Dann kam das beschwerliche Wandern durch die Wüste: Wasser- und Lebensmittelknappheit, kriegerische Auseinandersetzungen, Proteste und Ärger im Inneren. Aber – sie gingen nicht unter darin. Gott hatte versprochen mitzugehen, sie zu bewahren und zu versorgen, und das tat er auch. Das war ein Segen für das Volk. Gott sicherte ihr Überleben.
Als Gedächtnisstütze wurde dieses liebevolle Handeln Gottes in besondere Worte gefasst: „Der Herr segne euch und behüte euch! Er lasse sein Angesicht leuchten über euch!“ Ganz ähnlich wie im heutigen Text. Diese Worte begleiteten das Volk auch auf seinem weiteren Weg. Daran hielten sie sich fest: Gott bleibt bei uns und segnet uns!
Der Verfasser richtet nun den Blick über den eigenen Tellerrand hinaus und erkennt: Segen ist nicht nur eine freundliche Gabe Gottes für sein eigenes Volk, Segen hat auch eine Wirkung nach außen. So schreibt er in Vers 3 (nach der BasisBibel) :
Im Segen zeigt sich Gottes Haltung zu dieser Welt, seine Liebe spiegelt sich darin. Eine heilvolle Zukunft – was für ein starkes Sehnsuchtswort. Wie würde das aussehen? Ich denke an ein friedliches Miteinander, gegenseitige Wertschätzung und Achtung, keine Kriege mehr, genug zu essen, ein sicheres Zuhause, aber auch: blühende Landschaften, Säen, Wachsen und Reifen.
Aber da meldet sich Widerspruch in mir: „Ist das nicht alles nur ein schöner Traum? Weit entfernt von der heutigen Weltlage?“ Und wahrscheinlich auch weit entfernt von der damaligen Weltlage, als der Text entstand? Wie kann es sein, dass der Autor an dieser Stelle geradezu überschwänglich wird in seinen Formulierungen? „Die Völker danken dir, sie freuen sich und jauchzen, alle Völker danken dir.“ Was hat er da nur vor Augen, das ihn so euphorisch werden lässt?
Er schreibt: „Die Völker freuen sich, dass du die Menschen recht richtest und regierst die Völker auf Erden.“ Da ist sein Kernpunkt: Gerechtigkeit für alle, das ist seine große Hoffnung.
Eine andere Übersetzung spricht vom „Richten in Geradheit“. Geradheit, Gradlinigkeit im Urteil – klar, gerecht und verlässlich, so wird Gottes Rechtsprechung sein, nichts Verbogenes, Angepasstes oder Verwischtes. Gott ist unbestechlich, so sieht der Beter ihn. Schuld und Unrecht werden nicht einfach unter den Teppich gekehrt, Gott wird zur Verantwortung ziehen.
Ein gerechtes Gericht und eine heilvolle Zukunft, das gehört für den Psalmbeter zusammen. Aber: Gericht und Heil – widerspricht sich das nicht? Gericht verbinde ich mit Verurteilung und Strafe, Heil bedeutet doch Freiheit und Frieden. Wie kann das zusammenkommen?
Es gibt ein Ereignis in der Bibel, wo Gottes Gericht und Gottes Heil aufeinandertreffen: das ist die Kreuzigung Jesu. Da stirbt ein Unschuldiger, freiwillig, für alle, die schuldig geworden sind. Jesus nimmt das Urteil auf sich. Er liefert sich aus. Und er bereitet damit einen Weg, um befreit aufzuatmen, er schafft einen Ort, wo Versagen ausgesprochen und weggelegt werden kann. Er öffnet die Tür für eine heilvolle Zukunft.
Ostern sagt uns: Die Vision dieses Psalmbeters ist keine schwärmerische Wunschvorstellung. Gott lässt sie Wirklichkeit werden. Das beginnt im Hier und Jetzt und wird seine Vollendung finden, wenn Jesus wiederkommt. In Gottes Segen wird sein Heil erfahrbar, für sein Volk, für Sie und mich und für die ganze Welt. Damit schließt auch der Psalm: „So segne uns Gott, und alle Welt begegne ihm mit Ehrfurcht.“
Autor: Gabriele Trenk
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Begeistertes Klatschen und Anfeuerungsrufe heizen die Atmosphäre auf, es ist ohrenbetäubend laut, die Spannung der Läufer und Zuschauer steigt, der Countdown läuft.
Dann – fällt der Startschuss und ein bunter Lindwurm von Läuferinnen und Läufern schiebt sich durch die Straßen Frankfurts.
Ich liebe es, bei solchen Laufwettbewerben dabei zu sein – wenn auch nur als Zuschauerin. Ich liebe die Stimmung, die Musik und den Jubel an der Strecke. Diese Begeisterung ist ansteckend und sie trägt am Ende so manchen Läufer auf den letzten harten Metern ins Ziel.
Im Psalm 67 ist auch solch eine Stimmung spürbar. Da schreibt einer vom Segen, den er erfahren hat. Und diese Erfahrung ist so stark und eindrücklich für ihn, dass er sie nicht für sich behalten kann. Er sprudelt regelrecht über vor Begeisterung. Er möchte die ganze Welt mit hineinnehmen in diese großartige Segens-Erfahrung. Deshalb macht er daraus ein Lied, einen Psalm.
Er schaut auf sein Volk und auf die Nachbarvölker und er staunt über die Tragweite und die Strahlkraft von Gottes Segen:
Er beginnt sein Lied mit Worten, die manchen von ihnen vielleicht bekannt vorkommen: „Gott sei uns gnädig und segne uns. Er lasse uns sein Antlitz leuchten.“ Ähnliche Sätze höre ich am Ende eines Gottesdienstes, als Teil der Segensformel.
Es sind sehr alte Worte, Worte, die ihren Ursprung in der Geschichte des Volkes Israel haben. Für die ersten Hörerinnen und Hörer waren sie nicht nur ein Zuspruch, sie waren auch ein Weckruf: Erinnert euch! Erinnert euch an eure Geschichte! Ihr kennt diese Worte! Sie sind Teil einer sehr schweren Wegstrecke!
Gott hatte das Volk herausgeholt aus der Sklaverei in Ägypten, heraus aus Angst und Unterdrückung. Dann kam das beschwerliche Wandern durch die Wüste: Wasser- und Lebensmittelknappheit, kriegerische Auseinandersetzungen, Proteste und Ärger im Inneren. Aber – sie gingen nicht unter darin. Gott hatte versprochen mitzugehen, sie zu bewahren und zu versorgen, und das tat er auch. Das war ein Segen für das Volk. Gott sicherte ihr Überleben.
Als Gedächtnisstütze wurde dieses liebevolle Handeln Gottes in besondere Worte gefasst: „Der Herr segne euch und behüte euch! Er lasse sein Angesicht leuchten über euch!“ Ganz ähnlich wie im heutigen Text. Diese Worte begleiteten das Volk auch auf seinem weiteren Weg. Daran hielten sie sich fest: Gott bleibt bei uns und segnet uns!
Der Verfasser richtet nun den Blick über den eigenen Tellerrand hinaus und erkennt: Segen ist nicht nur eine freundliche Gabe Gottes für sein eigenes Volk, Segen hat auch eine Wirkung nach außen. So schreibt er in Vers 3 (nach der BasisBibel) :
Im Segen zeigt sich Gottes Haltung zu dieser Welt, seine Liebe spiegelt sich darin. Eine heilvolle Zukunft – was für ein starkes Sehnsuchtswort. Wie würde das aussehen? Ich denke an ein friedliches Miteinander, gegenseitige Wertschätzung und Achtung, keine Kriege mehr, genug zu essen, ein sicheres Zuhause, aber auch: blühende Landschaften, Säen, Wachsen und Reifen.
Aber da meldet sich Widerspruch in mir: „Ist das nicht alles nur ein schöner Traum? Weit entfernt von der heutigen Weltlage?“ Und wahrscheinlich auch weit entfernt von der damaligen Weltlage, als der Text entstand? Wie kann es sein, dass der Autor an dieser Stelle geradezu überschwänglich wird in seinen Formulierungen? „Die Völker danken dir, sie freuen sich und jauchzen, alle Völker danken dir.“ Was hat er da nur vor Augen, das ihn so euphorisch werden lässt?
Er schreibt: „Die Völker freuen sich, dass du die Menschen recht richtest und regierst die Völker auf Erden.“ Da ist sein Kernpunkt: Gerechtigkeit für alle, das ist seine große Hoffnung.
Eine andere Übersetzung spricht vom „Richten in Geradheit“. Geradheit, Gradlinigkeit im Urteil – klar, gerecht und verlässlich, so wird Gottes Rechtsprechung sein, nichts Verbogenes, Angepasstes oder Verwischtes. Gott ist unbestechlich, so sieht der Beter ihn. Schuld und Unrecht werden nicht einfach unter den Teppich gekehrt, Gott wird zur Verantwortung ziehen.
Ein gerechtes Gericht und eine heilvolle Zukunft, das gehört für den Psalmbeter zusammen. Aber: Gericht und Heil – widerspricht sich das nicht? Gericht verbinde ich mit Verurteilung und Strafe, Heil bedeutet doch Freiheit und Frieden. Wie kann das zusammenkommen?
Es gibt ein Ereignis in der Bibel, wo Gottes Gericht und Gottes Heil aufeinandertreffen: das ist die Kreuzigung Jesu. Da stirbt ein Unschuldiger, freiwillig, für alle, die schuldig geworden sind. Jesus nimmt das Urteil auf sich. Er liefert sich aus. Und er bereitet damit einen Weg, um befreit aufzuatmen, er schafft einen Ort, wo Versagen ausgesprochen und weggelegt werden kann. Er öffnet die Tür für eine heilvolle Zukunft.
Ostern sagt uns: Die Vision dieses Psalmbeters ist keine schwärmerische Wunschvorstellung. Gott lässt sie Wirklichkeit werden. Das beginnt im Hier und Jetzt und wird seine Vollendung finden, wenn Jesus wiederkommt. In Gottes Segen wird sein Heil erfahrbar, für sein Volk, für Sie und mich und für die ganze Welt. Damit schließt auch der Psalm: „So segne uns Gott, und alle Welt begegne ihm mit Ehrfurcht.“
Autor: Gabriele Trenk
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