Die Gipfel fanden seit den gewalttätigen Ausschreitungen in Genua immer an abgeschotteten Orten statt. Doch Deutschland wollte seinen G20-Vorsitz mit einer Konferenz in Hamburg krönen. "Den Hafengeburtstag wuppen wir doch auch jedes Jahr", so der damalige Hamburger Bürgermeister Olaf Scholz. Mit dieser fatalen Fehleinschätzung wischte der heutige Bundeskanzler Bedenken und Warnungen von Kritikern beiseite, die die Ausrichtung des G20-Gipfels inmitten der Hansestadt für keine gute Idee hielten. Mehr als 30.000 Polizisten waren im Einsatz, um die Delegationen aus den 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländern zu schützen und einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten. Doch es kam anders. Schon im Vorfeld zündeten Vermummte in mehreren Stadtteilen Autos an, zerstörten Schaufenster und leisteten sich Straßenkämpfe mit der Polizei. Am Abend des ersten Gipfeltages kam es dann zu weiteren Gewaltexzessen. Während die Polit-Prominenz in der Elbphilharmonie den Klängen von Beethoven lauschte, zerlegten Gipfelgegner und Randalierer das Hamburger Schanzenviertel. Sie errichteten Barrikaden, brachen in Läden ein, plünderten sie und zündeten eine Sparkassen-Filiale an. Die Einsatzkräfte der Polizei weigerten sich einzugreifen, da sie – so heißt es später – um ihr Leben fürchteten. Auch die Feuerwehr rückte nicht an. Erst Stunden später lösten zwei schwer bewaffnete Sondereinsatzkommandos, die eigentlich für Antiterroreinsätze ausgebildet waren, die gewaltsamen Proteste auf.