Die erste deutsche Demokratie scheiterte – dass dies erst 1933 geschah, lag auch an Gustav Stresemann. Trotz vieler Angriffe von rechts und links stabilisierte er die Weimarer Republik und bescherte ihr die "Goldenen Zwanziger". Es gehört ins Feld der historischen Spekulationen: Was wäre passiert, wenn Gustav Stresemann 1929 nicht so jung gestorben wäre? Hätte der charismatische und weithin respektierte Politiker das Ende der Weimarer Republik aufhalten können? Gustav Stresemann war zunächst Industrie-Lobbyist und nationalliberaler Politiker. Doch als Reichskanzler und später Außenminister der Weimarer Republik bewies er eine beeindruckende Führungskraft als Demokrat und Friedenspolitiker. Stresemann wurde in einem Katastrophenjahr der Weimarer Republik Reichskanzler: 1923. Frankreich hatte das Ruhrgebiet besetzt, es folgte eine Hyperinflation mit existentieller Wirtschaftskrise. Streiks und Aufstands-Versuche von links, der missglückte Hitler-Ludendorff-Putsch im November. Stresemann setzte während der Ruhrbesetzung zunächst auf passiven Widerstand, erkannte aber am Ende rechtzeitig, dass er aussichtslos war. Er suchte und fand in Frankreichs Außenminister Aristide Briand einen Partner, mit dem ihm eine Annäherung zwischen den verfeindeten Ländern gelang. Das wertlose Geld ersetzte Stresemann durch die stabile Rentenmark, die Angriffe auf die Republik von links und rechts konnte er abwehren. Sein früher Tod war ein tragischer Verlust für das Land, denn es fehlten der Republik führungsstarke und weitblickende Politiker wie er.