Das sächsische Crimmitschau war Ende des 19. Jahrhunderts das Zentrum der Textilindustrie im damaligen Deutschen Reich. Die Stadt will diese wirtschaftliche Tradition nach vielen Rückschlägen wiederbeleben – mithilfe eines neuen "Textilzentrums". Der Streik der Textilarbeiterinnen von 1903, der einer der größten in Europa war, spielt dabei eine untergeordnete Rolle. Um 1880 gab es in Crimmitschau 40 Volltuchfabriken, 16 Vigognespinnereien, fünf Färbereien und zwei Baumwollzwirnereien. Aber auch streitbare Belegschaften. Wiederholt streikten die Textilarbeiterinnen Crimmitschaus für höhere Löhne. Den Höhepunkt bildete der Kampf um den Zehnstunden-Tag. Er begann am 22. August 1903. Daran beteiligten sich fast 8.000 Beschäftigte – die große Mehrzahl davon Frauen. Der Ausstand dauerte 21 Wochen und sorgte europaweit für Aufsehen und Solidarität. Zeitweilig wurde der Belagerungszustand über Crimmitschau ausgerufen und zusätzliche Polizeieinheiten stationiert. Er endete ergebnislos. In der DDR wurde die Textiltradition in der sächsischen Kleinstadt fortgesetzt mit dem VEB Volltuchwerke Crimmitschau, der 1980 rund 4900 Menschen hatte. Nach der deutschen Wiedervereinigung brach in Crimmitschau die Textilindustrie fast vollständig zusammen. Nur wenige alte Unternehmen haben alle geschichtlichen Brüche überlebt. Spengler & Fürst wurde 1837 gegründet und verkauft heute erfolgreich neben Bekleidungsstoffen auch Funktions-Textilien wie Schallwände oder Sonnensegel. Die Stadt will den Strukturwandel und die Traditionsbranche "Textil" wieder stärken. Beschlossen wurde kürzlich der Bau eines Zentrums für neue innovative Betriebe.