Share Der Ostcast
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By ZEIT ONLINE
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The podcast currently has 23 episodes available.
Julija Nawalnaja wollte immer die Frau eines Politikers sein und keine Politikerin. Nun ist sie eine geworden, musste eine werden, nachdem ihr Mann Alexej Nawalny am 16. Februar in der Strafkolonie Polarwolf in der Arktis getötet wurde. Sie nahm sich vor, sein Werk weiterzuführen. Nicht aufzugeben. Keine Angst vor dem russischen Regime zu haben.
In einem Gespräch mit der ZEIT sprach Julija Nawalnaja mit Alice Bota und Michael Thumann erstmals in Deutschland ausführlich über ihre Ehe, ihre Kinder – und über Alexej Nawalnys Erbe, sein Buch "Patriot. Meine Geschichte", das nun beim S. Fischer Verlag erschienen ist. Sie diskutierten mit Nawalnaja auch über politische Themen wie den russischen Krieg gegen die Ukraine, ein Russland nach Wladimir Putin und ob es überhaupt möglich sein kann, eine russische Politikerin im Ausland zu sein. Ihr Mann hatte nicht daran geglaubt, im Exil arbeiten zu können. Er wollte immer ein Politiker in Russland sein, um jeden Preis. Die Rückkehr in seine Heimat hat er mit dem Leben bezahlt. Würde Julija Nawalnaja nun nach Russland zurückkehren, würde sie sofort verhaftet werden – ihr wird Terrorismus und Extremismus vorgeworfen, mit diesen vernichtenden Schlagworten wird nun alles, womit Alexej Nawalny zu tun hatte, in Russland gebrandmarkt und bestraft.
All diese Fragen diskutieren Alice Bota und Michael Thumann in der neuen Folge des "Ostcasts": Was bleibt von Alexej Nawalny? Wie ist Julija Nawalnajas Verhältnis zu der russischen Exilopposition? Warum ruft Nawalnaja wie zuvor ihr Mann in der Ukraine so viel Misstrauen hervor, ist es gerechtfertigt? Und kann Julija Nawalnaja tatsächlich das Werk ihres Mannes weiterführen, der ein politisches Ausnahmetalent war und von Putin gefürchtet wurde?
Alle drei Wochen sprechen wir im "Ostcast" über Politik und Gesellschaft der osteuropäischen Länder. Alice Bota berichtet von ihren Gesprächen und Erfahrungen in Osteuropa, Michael Thumann erzählt von seinen Begegnungen und Reisen in Russland und den Nachbarländern.
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Maria Kolesnikowa ist auch in Deutschland bekannt: Sie hat lange in Stuttgart als Musikerin gelebt, bis sie sich entschied, nach Belarus zurückzugehen, um im Präsidentschaftswahlkampf 2020 aktiv zu werden. Nach der massiven Fälschung der Wahl flohen alle ihre Mitstreiterinnen ins Ausland. Kolesnikowa aber blieb und wurde zu elf Jahren Straflager verurteilt – unschuldig. Seit anderthalb Jahren ist sie spurlos verschwunden, so wie fast ein Dutzend anderer prominenter Oppositionspolitiker. Es gibt nur Gerüchte: dass sie schwer krank ist, dass man sie gezielt im Lager aushungern lässt, dass man sie brechen will und Briefe an sie vor ihren Augen zerreißt. So wie ihr geht es vielen anderen. Nun hat der Diktator Alexander Lukaschenko einige politische Gefangene freigelassen. Will der Herrscher Signale der Öffnung aussenden? Könnten demnächst weitere Gefangene freikommen? Auch Maria Kolesnikowa?
Alice Bota und Michael Thumann sprechen im neuen "Ostcast" über die Situation der politischen Gefangenen in Belarus, über die Straflager und die Quälerei, über Lukaschenkos Verhandlungsgeschick auf internationaler Bühne sowie darüber, ob er tatsächlich Signale der Öffnung aussendet oder nur blufft. Und welche Folgen es haben könnte, wenn sich die Europäer darauf einließen.
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Im August nahmen französische Behörden den Chef des Messengerdienstes Telegram fest und ließen ihn kurz darauf unter der Auflage frei, dass er Frankreich nicht verlassen dürfe. Gegen Pawel Durow wird wegen Mittäterschaft beim Drogenhandel, Bandenkriminalität, Terroranstiftung und möglichem Kindesmissbrauch ermittelt: Diese Verbrechen hatten Täter über Telegram vorbereitet, Durow aber hat nicht mit den Ermittlungsbehörden kooperiert. Nun hat die russische Staatspropaganda Pawel Durow, der sich vor Jahren ins Exil abgesetzt hat, als Freiheitshelden entdeckt und spielt ihn gegen den Westen aus. Und Moskau jubelt, dass der Westen die freie Meinung bekämpft, sobald sie ihm nicht passt.
Alice Bota und Michael Thumann sprechen im neuen Ostcast über Telegram und die Grenzen der Freiheit im Netz. Über Pawel Durow, seine Vorbilder und sein ultralibertäres Weltbild. Und über die komplizierte Geschichte, die Durow mit der russischen Regierung verbindet. Mehrfach versuchten russische Dienste, an die Daten und Inhalte des Messengerdienstes zu kommen. Durow behauptet, er habe das stets abgelehnt und deshalb das Land verlassen. Und doch war er nicht ganz ehrlich. Seine Verbindungen zum russischen Regime reichen tiefer, als er es zugibt.
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Durch einen historischen Austausch zwischen Russland und dem Westen kamen Anfang August mehrere bekannte russische Oppositionspolitiker und Aktivisten aus russischen Straflagern frei. Zusammen mit gefangenen deutschen und amerikanischen Staatsbürgern. Wladimir Kara-Mursa, Ilja Jaschin und Andrei Piwowarow gaben gleich nach der Ankunft in Deutschland eine Pressekonferenz, auf der viele Brüche und Widersprüche in der russischen Opposition zutage traten. Wie steht sie zu der Ukraine und dem russischen Angriffskrieg gegen das Land? Wie sind die westlichen Sanktionen zu beurteilen? Ist das nun Putins oder Russlands Krieg?
Alice Bota und Michael Thumann sprechen im neuen Ostcast über die Schwierigkeiten russischer Politiker und Aktivisten, sich im Exil einzurichten. Wie sie überhaupt noch Politik machen können aus dem westlichen Ausland, wie sie ihre Landsleute im abgeschlossenen Russland erreichen können. Welche Pläne sie haben und wie die Zukunft ihres Landes beeinflussen können, auch aus dem Ausland. Eines ist klar: Entscheidend dafür wird sein, wie lang der russische Angriffskrieg noch dauert.
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Russland greift die Ukraine an, begeht Kriegsverbrechen, verschleppt ukrainische Kinder – und doch weigern sich viele Länder Afrikas und Asiens, die Ukraine zu unterstützen. Sie haben sich den Sanktionen gegen Russland nicht angeschlossen und enthalten sich bei Abstimmungen in den Vereinten Nationen, wenn es um die Verurteilung Moskaus geht. Dafür kaufen sie weiterhin russisches Öl, laden russische Söldner in ihre Länder ein und empfangen den russischen Außenminister mit allen Ehren.
Insbesondere in Afrika sehen viele in Russland den Nachfolger der Sowjetunion – und die half beim Kampf gegen die Apartheid. An der kolonialen Tradition Russlands und der Sowjetunion sehen sie vorbei, und erst recht am kolonialen Charakter des heutigen Kriegs. Die Ukraine gilt für sie als Teil Europas, das einst die Welt kolonisierte. Wie schwer es für die Ukraine ist, weltweit Verbündete zu finden, und wie es doch noch gelingen kann, diplomatisch stärker zu werden, diskutieren Alice Bota und Michael Thumann mit Andrea Böhm, Afrika-Korrespondentin der ZEIT.
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In der Ukraine fallen nicht nur Lenin-Statuen, sondern seit dem 24. Februar 2022 auch Denkmäler des russischen Dichters Alexander Puschkin. Ob Joseph Brodsky, Fjodor Dostojewski oder Alexander Solschenizyn – für viele in der Ukraine haben diese Schriftsteller aus Russland die geistige Grundlage für den russischen Angriffskrieg geschaffen. Solschenizyn sah die Zukunft der Ukraine als Teil eines Großrusslands, Brodsky beschimpfte in einem Schmähgedicht die Ukrainer als Chochly, eine abwertende Bezeichnung für das Nachbarvolk, die bis heute weitverbreitet ist in Russland.
Davon wollen sich die Ukrainerinnen und Ukrainer befreien. In diesem Krieg geht es aus ukrainischer Sicht nicht nur um territoriale Gewinne, sondern um die ukrainische Staatlichkeit: das Recht auf eine eigene Sprache, eine eigene Kultur und eine eigene Geschichtsschreibung. Die Ukraine wähnt sich in einem Kolonialkampf gegen die russische Imperialmacht.
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Seit dem 24. Februar 2022, dem Tag, als der Kreml Panzer auf Kiew schickte, haben russische Kriegsrückkehrer laut Schätzungen mindestens 100 Menschen in Russland getötet, weitere 100 wurden teils schwer verwundet. Die Fälle von häuslicher Gewalt schießen in die Höhe.
Wer begreifen will, wie die russische Gesellschaft tickt, muss über Gewalt reden – deshalb ist diese Woche Julian Hans zu Gast beim Ostcast. Hans hat seinen Zivildienst in Nowosibirsk absolviert, lange aus Russland für die Süddeutsche Zeitung als Korrespondent gearbeitet und ist Autor des kürzlich erschienenen Buches Kinder der Gewalt. Anhand von fünf schrecklichen Verbrechen erklärt er, wie sehr Gewalt und die Erfahrung der Hilflosigkeit prägend ist für die Beziehungen zwischen Mann und Frau, Eltern und Kindern – und vor allem Staat und Gesellschaft.
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Zehntausende Menschen demonstrieren täglich in Georgien gegen ein Gesetz, das zivilgesellschaftliche Organisationen dazu verpflichtet, sich bei mehr als 20 Prozent finanzieller Unterstützung von jenseits der Grenzen offiziell als "ausländischer Agent" registrieren zu lassen. Die Erfahrungen mit einem ähnlichen Gesetz in Russland lässt viele fürchten: Das Gesetz könnte ein entscheidender Schritt sein, sich mehr und mehr zu einem autoritären Staat wie Russland zu entwickeln und vom europäischen Weg abzukommen. Den EU-Kandidatenstatus könnte Georgien nun jedenfalls verlieren. In dieser "Ostcast"-Folge erzählen Michael Thumann und Alice Bota, was es mit diesem Gesetz auf sich hat, warum es nicht vergleichbar ist mit einer US-amerikanischen Variante – und was die demonstrierenden Menschen in Georgien so aufregt.
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Waffenlieferungen an die Ukraine, so ist es dieser Tage oft zu hören, können nicht die Lösung sein. Man müsse auch über diplomatische Auswege nachdenken. Es klingt ja auch vielversprechend: Lieber den Krieg gegen die Ukraine einfrieren und irgendwann in Zukunft verhandeln, als weiter zu kämpfen mit der Folge, dass Tausende Menschen getötet werden. Und haben die Verhandlungen zwischen Russland und Ukraine in Istanbul im Frühjahr 2022 nicht gezeigt, dass Gespräche möglich sind zwischen den beiden Kriegsparteien?
Die Idee ist nicht neu. Der Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan um Bergkarabach wurde eingefroren, der in Georgien ebenfalls und der Kampf um Transnistrien nahe der Ukraine ist auch schon länger kalt. Die Sache hat allerdings ein paar gewaltige Haken, und denen gehen Alice Bota und Michael Thumann in dieser aktuellen Ostcast-Folge nach. Sie diskutieren, warum es kaum möglich ist, gemeinsam mit Russland Konflikte und Kriege einzufrieren – und wie es eben doch gelingen könnte.
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Eins haben wohl alle Autokraten gemein: Sie hassen es, wenn über sie gelacht wird. Doch wenn das freie Wort verboten ist, blüht der politische Witz, der in der Sowjetunion als Flüsterwitz daherkam. Er war eine Kunstform für sich, und es konnte einen viel kosten, über Stalin oder Breschnew zu lachen. Was die Menschen damals dennoch nicht davon abhielt, sich eifrig Witze zu erzählen.
Über Wladimir Putin lässt es sich deutlich schlechter lachen – aber warum eigentlich? Einem Land gelingt es dennoch ganz gut: der Ukraine. Wie es geht, mitten im Krieg über den Angreifer zu lachen, und warum es so schwer ist, Witze über Putin zu reißen, diskutieren Alice Bota und Michael Thumann in dieser neuen "Ostcast"-Folge.
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