In einer Aktentasche trägt der Musiker Christian Poltéra immer Papiere bei sich, den «Musical Instrument passport», Fotos von Details, sein Cello im Profil, Ganzkörper, frontal, von hinten, die Masse. Poltéra will beweisen, dass er dieses Cello rechtmässig bei sich hat, wenn er kontrolliert wird.Es ist eines der drei legendären Celli, die 1711 bei Antonio Stradivari in Cremona auf der Werkbank lagen. Wie praktisch alle Instrumente Stradivaris tragen sie Namen: das «Romberg»; das «Duport», jahrelang gespielt von Mistislaw Rostropowitsch, und das «Mara». Alle drei Instrumente stammen aus der so genannten goldenen Periode des Geigenbaumeisters, dessen Streichinstrumente bis heute Kult sind, Kunstwerk, Mythos, Investment. Als das «Mara» am 12. Juli 1963 im Rio de la Plata versinkt, zerfällt es in Einzelteile. Aber es wird herausgefischt, zusammengesetzt und klingt heute – angeblich – besser als jemals zuvor.Der Mythos ist zur Legende geworden. Der Schriftsteller und Lyriker Wolf Wondratschek widmet dem Instrument einen Roman. Nach dem Cellisten Heinrich Schiff wollte ein asiatischer Geschäftsmann das Instrument für seinen Privatgebrauch haben. In letzter Minute setzten sich Musiker und Geigenbauer dafür ein, dass das «Mara» der Öffentlichkeit erhalten bleibt. Heute spielt der junge Schweizer Christian Poltéra darauf. Carolin Pirich porträtiert ein Cello, das die Musikwelt nervös und die Hörerinnen und Hörer wehmütig werden lässt.