Auch nach über 40 Jahren gilt der Fall von Marianne Bachmeier als einer der spektakulärsten Fälle von Selbstjustiz in Deutschland. Die damals 31-Jährige erschießt 1981 im Lübecker Schwurgerichtssaal den mutmaßlichen Mörder ihrer Tochter. Um Rache, so erklärt sie später, sei es ihr dabei jedoch nie gegangen.Am 2. November1982 steht Marianne Bachmeier dann vor demselben Schwurgericht in Lübeck wie anderthalb Jahren zuvor der mutmaßliche Mörder ihrer siebenjährigen Tochter. Der 35-jährige Fleischer Klaus Grabowski soll Bachmeiers Tochter Anna in seiner Lübecker Wohnung sexuell belästigt und aus Angst vor Bestrafung erdrosselt haben. Der mutmaßliche Mörder war bereits zuvor wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern vorbestraft und wegen seiner pädophilen Neigung in einer psychiatrischen Klinik gewesen. Mit der Tötung Grabowskis löst die Mutter des Opfers eine bundesweite Debatte über Selbstjustiz und den Umgang der Justiz mit Sexualstraftätern aus und macht Marianne Bachmeier über Nacht bekannt. Sie habe die Tat nicht geplant, sondern im Affekt gehandelt, behauptet sie nach ihrer Verhaftung. Angeblich habe sie die Waffe nur getragen, um sich sicherer zu fühlen. Jahre später sagte sie in einer Talkshow, dass sie die Tat doch geplant habe. Der Medienhype um die Gastwirtin ist schon während des Prozesses gewaltig. Um die Prozesskosten zu bezahlen, verkauft Marianne Bachmeier für 250 000 Mark ihre Lebensgeschichte an den Stern, gleich zweimal wird ihre Geschichte später verfilmt. Fast vier Jahre verbringt sie – verurteilt wegen Totschlags – im Gefängnis. Mit 46 Jahren stirbt Marianne Bachmeier an Krebs. Noch heute, nach über 25 Jahren nach ihrem Tod, scheiden sich am "Fall Bachmeier" die Geister. Die einen sehen in ihr eine Mutter, die über den Tod ihrer kleinen Tochter nicht hinweggekommen ist, andere wiederum bezeichnen sie als eiskalte, freiheitsliebende und immer im Mittelpunkt stehen wollende Frau. Fakt ist: Marianne Bachmeier hat Justizgeschichte geschrieben.