Wie tickt die innere Uhr des Menschen? Um das zu erforschen, experimentieren Biologen in den 1960er Jahren mit Freiwilligen, die über Wochen in einer Art Bunker bei Andechs leben - ohne Uhr, Radio oder Kontakt nach außen.
Andechs, Mitte der 1960er Jahre: Hinter meterdicken, isolierten Wänden leben Freiwillige, jeweils für mehrere Wochen oder sogar Monate, und lassen sich überwachen. Kein Tageslicht, keine Uhren, kein Radio, keine Kontakte – auch nicht zum Forscherteam um den Biologen Jürgen Aschoff, dem es um genau diese Frage ging: Wie verhalten sich Menschen ohne Zeitmesser und Taktgeber von außen? Welchen Rhythmus von Wachsein, Essen, Schlafen nehmen sie an? Wie „ticken“ sie auf sich allein gestellt? „Das Ergebnis lässt sich in wenigen Sätzen zusammenfassen“, schreibt Aschoff später, „alle unter natürlichen Bedingungen beobachtbaren tagesperiodischen Prozesse bleiben erhalten.“ Nur eine kleine Verschiebung zeigt sich: Die meisten Probanden leben statt einen 24-Stunden- einen 25-Sunden-Tag. Eine wissenschaftliche Sensation: Der Beweis dafür, dass es eine Art „innere Uhr“ gibt. Mit den Versuchen im Andechser Schlaflabor, die heute so keinesfalls mehr durchführbar wären, nimmt die Chronobiologie ihren Anfang.