Als Kind wurde er gemobbt. Also zog er sich zurück, spielte mit Sprache statt mit Gleichaltrigen. Joachim Ringelnatz' Gedichte sprühen vor Witz und Skurrilität – und sie werden heute noch gelesen und geliebt. "Ich bin überzeugt, dass mein Gesicht mein Schicksal bestimmt hat", sagte Joachim Ringelnatz einmal. Seine große, gekrümmte Nase, das hervorstechende Kinn, die mädchenhafte Frisur – das machte ihn in der Schule zum Außenseiter. Und vielleicht auch zum einem der humorvollsten deutschen Dichter, dessen Name heute in einem Atemzug mit Heinrich Heine genannt wird. Dass Joachim Ringelnatz niemals den Mut verloren hat, ist bewundernswert. Als Hans Gustav Bötticher kommt er heute vor 140 Jahren in Wurzen zur Welt. Als junger Mann fährt er zur See, muss jedoch an Bord wieder Prügel und Spott aufgrund seines Andersseins ertragen. Ringelnatz dichtet, braucht aber zahlreiche Nebenjobs, um sich über Wasser zu halten. So arbeitet er als Wahrsagerin in einem Bordell oder hilft bei einem Hamburger Volksfest, Riesenschlangen zu tragen. Ab 1909 tritt er in der Münchner Künstlerkneipe Simplicissimus auf, veröffentlicht in der gleichnamigen Satire-Zeitschrift. Ringelnatz nimmt Privatunterricht, um seine Bildungslücken zu schließen, liest Werke der Weltliteratur, um einen Kontext zu haben. Ab 1920 steht er sehr erfolgreich im bekannten Berliner Kabarett Schall und Rauch auf der Bühne. Joachim Ringelnatz dichtet unermüdlich, schafft seine Kunstfigur Kuttel Daddeldu, einen ungehobelten Seemann, er verfasst Prosa und Kinderbücher. Zeit seines Lebens müssen Ringelnatz und seine Frau, die er Muschelkalk nennt, in äußerst bescheidenen Verhältnissen leben. Ringelnatz' Leben ist kein langes: Im November 1934 stirbt er mit nur 51 Jahren an Tuberkulose.