Feiern, tanzen, essen und trinken wie bei "Babylon Berlin"? Der Vergnügungstempel "Haus Vaterland" kam unserer heutigen Vorstellung von Genuss in den Goldenen Zwanzigern vielleicht am nächsten. "Im Haus Vaterland ißt man gründlich, hier gewitterts stündlich". Im Haus Vaterland wurde geklotzt, und nicht nur bei der Werbung. Als der Gastronomietempel 1928 eröffnet wurde, gab es in Berlin schon längst den Trend zur Großgastronomie, aber Kempinskis "Haus Vaterland" war noch größer und vielfältiger. Cafés, Bars, diverse Restaurants, ein Tanzsaal, ein Kino. Eine Osteria, eine Wild-West-Bar, eine Japanische Teestube. Im Haus Vaterland konnten die Gäste dank riesiger Panoramen rund um die Welt reisen, dabei speisen und sich vergnügen. Revuen, Orchester, Bands und für jeden Geldbeutel und jede Gemütslage war etwas dabei. Exotik und Gemütlichkeit und jede Menge Effekte. Es gab ein Rheinpanorama, die heimatliche Erde, über die einmal pro Stunde dunkle Gewitterwolken hinwegzogen. Mit Blitz und Donner und echtem Regen. Soundeffekte und Lichtshows, ein federndes Tanzparkett im Palmensaal. Überall Superlative und modernste Technik, auch in der zentralen Großküche, die ausschließlich mit Gas betrieben wurde. Die modernste und zweckmäßigste Küche der Jetztzeit, schwärmt die Presse. 8000 Gäste konnten im Haus Vaterland bewirtet und unterhalten werden. Die ausländische Presse berichtete. Staunend, lobend, aber auch bisweilen kritisch: zu kitschig hieß es dann.