Eine Freundschaft auf dem Prüfstand. Vor knapp 2.000 Jahren im Land der Bibel. Kennzeichnend für die Situation sind zwei Sätze im Johannesevangelium: „Nun wusste Jesus, dass Lazarus krank war. Er blieb noch zwei Tage an dem Ort, wo er war.“
Eine seltsame Aussage. Ich stolpere darüber jedes Mal, wenn ich sie lese.
Warum bleibt Jesus, wenn er hört, dass sein Freund schwerkrank ist, einfach dort, wo er gerade ist? Mehrere Tagereisen entfernt? Wäre es nicht das Normalste der Welt, dass man jemanden, den man liebt, sofort besucht? Erst recht, wenn man helfen könnte?
Jesus hat Maria, Marta und Lazarus sehr lieb. Ihr Haus in Bethanien, einem Dorf unweit von Jerusalem, ist so etwas wie e in Zuhause auf Zeit für ihn. Und trotzdem bleibt er auf Abstand. Zwei Tage lang. Und als er schließlich endlich kommt, ist Lazarus schon (vier Tage) tot.
Jesus weiß, was er tut. Zu seinen Jüngern sagt er: Ich freue mich, dass ich nicht früher da war – damit ihr glaubt.
Er hat sich bewusst entschieden, nicht sofort zu helfen. Er lässt seine Freunde leiden. Trauern. Und dann trauert er mit. Er ist erschüttert. Er weint. Und dann – erst dann! – greift er ein.
Warum Jesus wartet, warum er nicht sofort handelt, warum er manchmal schweigt – das werden wir wohl nicht ganz verstehen. Nicht hier in diesem Leben und nicht jetzt.
Aber eins wird in dieser Geschichte ganz deutlich: Jesus denkt sich etwas dabei. Und das Leid seiner Freunde ist ihm nicht egal. Er fühlt mit. Er bleibt nicht fern.
Im Fall von Lazarus tut er etwas ganz Außergewöhnliches: Er holt ihn aus dem Grab zurück ins Leben. Und damit zeigt er: Ich bin stärker. Stärker als Krankheit, ja sogar stärker als der Tod.
Viele Menschen damals haben das miterlebt – oder davon gehört, das hat sich herumgesprochen. Und es hat ihren Blick auf Jesus verändert.
Und ich merke: Auch ich kann ihm vertrauen. Gerade dann, wenn ich warte.
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