Wer ist dieser – Jesus?
Der Sohn eines Zimmermanns aus Nazareth – gewiss. Ein Sohn Davids, ein Nachkomme aus dem Königshaus David – auch dies. Ist er noch mehr? Der Messias, der Gesalbte? Ist er gar Gottes Sohn?
Wer ist dieser – Jesus? Die Menschen finden Gefallen an ihm – an seinem befreienden Erzählen von Gott, an seinen wunderbaren Taten zum Wohl vieler. Der religiösen jüdischen Oberschicht ist dies ein Dorn im Auge. Ihr Neid wächst und sie bespitzeln Jesus und versuchen ihn durch spitzfindige Fragestellungen zu Fall zu bringen – etwa mit der Frage, ob es geboten ist, der Steuerpflicht dem römischen Kaiser gegenüber nachzukommen. Ebenso steht die Frage nach der Möglichkeit einer Auferstehung von den Toten zur Diskussion. Jesus überrascht immer wieder mit seinen Antworten und lässt sich nicht aufs Glatteis führen.
Doch nun dreht Jesus den Spieß um. Er stellt selbst eine Frage, die den Menschen helfen soll, mehr von seiner Identität zu verstehen. „Wisst ihr wirklich, wer ich bin?“, – so fragt er.
Den führenden jüdischen Männern, nicht irgendwem, den Theologen seiner Zeit stellt er diese Frage nach dem Christus, nach dem Messias: „Wieso sagen sie, der Christus sei Davids Sohn, wenn doch David selbst ihn einen Herrn nennt.“ Jesus zitiert aus Psalm 110, einem Psalm aus dem Alten Testament, der vom Messias, vom Christus spricht: „Der Herr sprach zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde zum Schemel unter deine Füße lege.“
Wer ist dieser – Jesus?
Die religiösen jüdischen Führer sehen den Messias, auf den sie warten als den Sohn Davids, nur als Sohn Davids, also als einen Menschen, mit königlicher Vollmacht zwar, der im Auftrag Gottes kommen und herrschen wird. Aber sie erwarten einen Menschen mit besonderem Auftrag und besonderer Macht, das wohl, aber eben doch nur einen Menschen.
Anhand von Psalm 110 aus dem Alten Testament weitet Jesus ihnen den Blick. Schon der König David hat mit seinen Worten festgehalten, dass der erwartete Sohn Davids mehr ist als nur sein leiblicher Nachkomme. Er ist auch der, von dem es von Gott her heißt: „Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde zum Schemel unter deine Füße lege.“ Jesus, der Christus, ist auch der Sohn Gottes, der Herr, der zur Rechten Gottes sitzt. Jesus ist der ewige Sohn Gottes.
Und so offenbart uns schon das Alte Testament Jesus als den Christus, als den ewigen Herrn, der in diese Welt geboren ist.
Die führenden jüdischen Männer haben eine unvollständige Vorstellung von Jesus als dem Christus. Sie sehen in ihm eben nur den Zimmermannsohn und den Nachkommen Davids. Seine Herkunft von Gott selbst können sie nicht glauben.
Wer ist dieser – Jesus?
Es übersteigt ihre Vorstellung, was einst der Engel Gabriel Maria angekündigt hat: „Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten; darum wird auch das Heilige, das geboren wird, Gottes Sohn genannt werden.“ (Lukas 1,35)
Da können die führenden jüdischen Männer nicht mit. Sie kennen diesen Jesus eben als Sohn des Josefs aus Nazareth. Er hat von seinem Vater den Beruf des Zimmermanns gelernt. Ganz normal, ein Mensch, wie viele andere auch.
Ja sicher, seine Reden sind brillant, seine Taten herausstechend. Er ist ein weiser Lehrer, ein guter Mensch, gewiss – doch all das macht ihn in den Augen der jüdischen Elite noch lange nicht zu Gottes Sohn. Darauf wollen und können sich die führenden jüdischen Männer auf keinen Fall einlassen. Und so finden sie nicht zum Glauben an den Christus, an den Retter, an den Sohn Gottes.
Bis heute wird Jesus als Menschenversteher, als Wohltäter mit besonderen Fähigkeiten gesehen, als einer, der sich für die Schwachen und Verachteten eingesetzt hat, als Vorbild für liebevolles Handeln – aber ist er mehr? Ist er Gottes Sohn?
Dies ist die entscheidende Frage – bis heute:
Wer ist dieser – Jesus?
Ein Mensch mit besonderen Gaben und Fähigkeiten oder Sohn Gottes? Haben wir es bei Jesus nur mit einem Menschen zu tun oder begegnet uns in Jesus Gott selbst.
Warum ist dies so entscheidend wichtig?
Gott selbst kommt in seinem Sohn Jesus auf diese Welt. Gott wird einer von uns.
Jesus kommt in unsere Welt, damit wir auch in den dunklen Tälern unseres Lebens nicht den Mut verlieren. Er kommt, damit alle dunklen Mächte von Sünde, Krankheit und Leid überwunden werden. Er kommt, damit der Tod nicht das letzte Wort hat, sondern das Leben in Ewigkeit. Er kommt, damit Gott den Menschen nicht fremd bleibt. Er kommt, damit Menschen ihm vertrauen und als Kinder Gottes leben. Er kommt, um selbst in uns Menschen zu leben. Damals und heute. Das ist sein Angebot als Sohn Gottes für uns alle.
Wer an Jesus als den Sohn Gottes glaubt, der geht nicht verloren, der weiß um das ewige Leben bei Gott. Der weiß, dass er nicht allein ist, sondern Jesus mit ihm, alle Tage bis ans eigene, ja bis ans Ende der Welt.
Es ist daher wichtig, eine lebendige und persönliche Beziehung zu Jesus, dem Sohn Gottes zu haben. In Jesus, seinem Sohn, schenkt uns Gott das ewige Leben. Denn: „Wer den Sohn hat, der hat das Leben.“ (1. Johannes 5,12a)
Wer ist dieser – Jesus?
Die führenden jüdischen Männer damals wissen auf diese Frage Jesu nach seiner Identität keine Antwort. Sie sind zwar die Theologen ihrer Zeit, haben aber kein geistliches Verständnis.
Jesus warnt seine Jünger darum sehr eindrücklich vor den damaligen Schriftgelehrten: „Hütet euch vor den Schriftgelehrten, die gern in langen Gewändern umhergehen und es lieben, sich auf dem Markt grüßen zu lassen und obenan in den Synagogen und beim Gastmahl zu sitzen.“
Menschen lassen sich leicht beeindrucken. Das war damals so und das ist heute noch so. Doch Jesus durchschaut sie und entlarvt ihre Großspurigkeit und ihre Scheinheiligkeit. Sie pflegen ihr Image durch Äußerlichkeiten. Immer gut gekleidet. Mit ihren langen Gewändern spiegeln sie ihre Frömmigkeit vor. Bei jeder Veranstaltung sind sie dabei. Ihre Gebete sind lang, rhetorisch einwandfrei.
Das Problem: Das ist alles nur eine fromme Show. Es zielt nur darauf ab, Menschen zu beeindrucken. Das hat auch funktioniert. Sie werden auf dem Markt mit besonderen Titeln begrüßt. In den Synagogen und bei Festessen wird ihnen ein Ehrenplatz zugewiesen.
Skrupellos leben sie auf Kosten anderer: „Sie fressen die Häuser der Witwen und verrichten zum Schein lange Gebete.“
Die Witwen zählten damals zu den Schwächsten der Gesellschaft. Keiner hat sie ernst genommen, keiner hat sie geachtet. Und gerade auf Kosten dieser Witwen haben diese frommen Männer gelebt. Sie haben diese regelrecht ausgebeutet, sie gar ihrer Häuser beraubt – und das unter dem Vorwand, für sie gründlich Fürbitte zu halten. Alles ist auf Ehre und Anerkennung bei den Menschen ausgerichtet.
Doch Jesus entlarvt diese Scheinheiligkeit und warnt seine Jünger vor ihnen. Menschen mögen sie zwar mit ihrem Tun täuschen, Gott aber nicht. Er durchschaut die wahren Absichten und wird sein Urteil sprechen: „Die werden ein umso härteres Urteil empfangen.“
Diese Warnung gilt den Christen bis heute. Es geht nicht darum, ob jemand gut aussieht, immer bei den Versammlungen dabei ist, besonders beeindruckend redet oder betet. Es geht darum, ob er wirklich Gott dient und auf das Wohl anderer bedacht ist.
Es kommt auf das Herz an, auf das liebende Herz, das Gott und dem Nächsten dient. Auch Christen können nach außen hin den Schein aufrechterhalten, können durch Äußerlichkeiten täuschen. Aber Jesus lässt sich nicht täuschen. Er durchschaut alle Scheinheiligkeit. Er wird das Urteil darüber sprechen.
Daher ist es viel besser, ehrlich zu leben, eigene Schwächen und Fehler einzugestehen und auch Zweifel zuzulassen. Gott sieht unser Herz an. Er kennt unser Inneres, auch mit all dem, was uns bewegt und umtreibt. Er will ganz für uns da sein.
Von uns will er nur eines: wahres Gottvertrauen, das von Herzen kommt und zu Herzen geht.
Autor: Pfarrer Markus Joos
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