Manchmal habe ich keine Antwort. Im Freundeskreis oder in meiner Therapiepraxis fragt mich jemand nach einem Weg – und ich habe keine Ahnung, was ich sagen soll.
Dummerweise plappere ich manchmal ohne Sinn drauf los. Das hilft niemandem. Besser ist es, zunächst ehrlich mit „Ich weiß es nicht“ zu antworten und um Bedenkzeit zu bitten. Und diese Zeit weise zu nutzen, um eine wirklich hilfreiche Antwort zu finden. Aber wie?
Der alttestamentliche Prophet Daniel macht es mir vor. Er war ein jüdischer Weiser, der im 6. Jh. v. Chr. am Hof des babylonischen Königs Nebukadnezar lebte. Trotz der Eroberung Israels durch die Babylonier und trotz oder gerade wegen seines jüdischen Glaubens war Daniel beim König ein angesehener junger Mann. Als Nebukadnezar einen wichtigen Traum hatte, den ihm keiner seiner babylonischen Wahrsager deuten konnten, wollte der König sie zur Strafe alle umbringen, einschließlich Daniels und seiner jüdischen Gefährten am Königshof.
Daniel steht hier nicht nur vor einer Frage, auf die er gerade keine Antwort hat, sondern es ist eine schier unlösbare Aufgabe: Wie soll Daniel den Traum eines Menschen richtig deuten? Schlimmer noch, ohne Antwort werden sie alle sterben. Der Druck, die richtige Lösung zu finden, steigt ins Unermessliche.
Doch Daniel verfällt weder in Panik, noch redet er dumm drauf los, um sein Leben und das der anderen zu retten. Der König hätte eine erfundene Antwort sowieso durchschaut.
Nein, Daniel tut das, was mir hilft, wenn ich vor aussichtslosen Herausforderungen stehe: Er wendet sich an Gott und an seine Freunde. Ich lese aus dem Buch Daniel, Kapitel 2, ab Vers 17:
17 Daniel ging nach Hause und erzählte alles seinen drei Freunden.
18 Er bat sie: »Fleht den Gott des Himmels um Erbarmen an! Bittet
ihn, dass er mir das Geheimnis enthüllt, damit wir nicht mit den
übrigen Weisen Babyloniens umgebracht werden!«
Daniel erkennt also an, dass er dieses Geheimnis um des Königs Traum und seine Deutung nicht alleine lösen kann. Er braucht Gottes Hilfe und ein echtes Wunder.
Das ist der erste Schritt, wenn ich vor einer unlösbaren Aufgabe stehe: Die eigene Ohnmacht erkennen und anerkennen.
Der zweite Schritt: Daniel bittet seine Freunde um Gebetsunterstützung. Das hilft ihm auf zweierlei Weise: Zum einen ist es erleichternd, seine Sorge zu teilen. Zum anderen ist es unglaublich ermutigend zu wissen, dass andere für ihn beten, und er nicht alleine dasteht.
Auch Daniel selbst bittet Gott um Hilfe; das ist der dritte Schritt.
Und das Wunder passiert gleich darauf in Vers 19:
19 In der Nacht wurde Daniel in einer Vision das Geheimnis des
königlichen Traumes enthüllt.
Zack, so leicht geht es manchmal. Die Lösung wird ihm einfach geschenkt.
Klingt das zu simpel? Nein, auch ich habe genau das schon oft erlebt. Wenn ich mit der eigenen Weisheit am Ende bin und bete, mit oder ohne Freunde, dann passiert genau das:
Auf einmal habe ich einen Geistesblitz, eine Erkenntnis, die genau auf den Ratsuchenden in meiner Praxis oder meinem Freundeskreis passt. Einen Gedanken, der so ungewöhnlich, so situationsangemessen ist – obwohl ich teilweise nichts von der Situation des Ratsuchenden weiß, – dass der Gedanke eindeutig nicht von mir selbst stammt. GOTT hat geholfen und Weisheit geschenkt.
Das tat er damals bei Daniel, und das tut er heute noch. Ich ermutige Sie, es zu probieren und ebenfalls solch ein Wunder zu erleben.
Daniels Reaktion auf diese göttliche Offenbarung möchte ich mir ebenfalls zu eigen machen:
19 Daniel lobte den Gott des Himmels und sprach:
20 „Gelobt sei der Name Gottes von Ewigkeit zu Ewigkeit, denn ihm
gehören Weisheit und Stärke. […]“
Das Lob Gottes zeigt: Ich bin mir wie Daniel bewusst, dass ich auf Gottes Hilfe angewiesen bin; und ich bin ihm dankbar, wenn er Weisheit schenkt.
Ich schließe mit Vers 22 aus Daniels Dankgebet, das der Vers für den heutigen Tag ist:
22 „Gott offenbart, was tief und verborgen ist; er weiß, was im Dunklen
liegt, denn bei ihm ist lauter Licht.“
Autor: Gabriele Berger-Farago
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