Unsere demokratische Gesellschaft kennt Wahlen. Wahlen zu den verschiedensten Gremien. Wahlen erzeugen dann nach Abschluss Gewinner und Verlierer. Wobei die Gewinner in der Regel ihre eigenen Vorhaben durchsetzen. Auch mal auf Kosten der Verliererseite.
Nicht allein in der bürgerlichen Gesellschaft ist dies zu beobachten. Leider kennt auch die christliche Gemeinde diese Lage. Sei es bei den Wahlen zum Kirchenvorstand oder der Gemeindeleitung, sei es bei der Entscheidung über das Liedgut, über Baufragen oder einer Zukunftsstrategie. Sogar Spaltungen waren und sind eine Folge solcher Entwicklung.
Selbst in Familie und Ehe sind Zerwürfnisse nicht ausgeschlossen, wenn der eine seine Meinung auf Kosten des anderen durchsetzt.
Das Wort von heute, ein Satz aus dem 15. Kapitel des Briefes an die Römer, lädt dazu ein eine andere Perspektive zu gewinnen. Gerade angesichts von unüberbrückbaren Meinungsverschiedenheiten.
Der Apostel Paulus schreibt: „Der Gott der Hoffnung aber erfülle euch mit aller Freude und Frieden im Glauben, dass ihr immer reicher werdet an Hoffnung durch die Kraft des Heiligen Geistes“.
Der Gott, der unsere Hoffnung ist, möchte bewirken, dass wir reich werden, reich an Hoffnung.
Sein Weg dazu: er möchte uns mit großer Freude und Frieden erfüllen. Durch das Geschenk des Heiligen Geistes.
Es ist doch so: Wo immer ich meine eigene Sicht der Dinge anderen gegenüber durchdrücken möchte, ist der Unfriede im Herzen vorprogrammiert. Sowohl bei mir, der ich über andere auftrumpfe. Wie auch bei denen, die sich von mir gedrängt fühlen.
Doch es darf Neues werden. Dadurch, dass ich auf das schaue, was Gottes Absicht, Gottes Ziele sind.
„Gott will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. Denn es ist ein Gott und ein Mittler zwischen Gott und den Menschen, nämlich der Mensch Christus Jesus“ (1.Tim 2, 4f).
Christen sind berufen Gottes Ziel im Auge zu haben. Je mehr dieses unser Tun und unsere Haltung bestimmt, desto mehr werden wir frei füreinander. Je dichter wir an Christus sind, desto dichter sind wir beieinander. Wir leben doch nicht von dem, was wir sind und entscheiden, sondern von dem, was unser Gott ist und tut.
Daraus erwächst Lob und Dankbarkeit. Der Heilige Geist schenkt mir diese Hoffnung: „ich bin gerettet“. Das bedeutet doch: Die Zukunft Gottes steht mir offen. Was hier und heute geschieht und entschieden werden muss, ist vorläufig, zeitlich begrenzt.
Darum darf ich gelassen bleiben, wo unterschiedliche Sichtweisen aufeinanderstoßen. Sie sind niemals dazu angesagt, dass sich Menschen unterschiedlicher Ansichten total voneinander trennen.
Der Ausblick auf das Neue, was unser Gott schafft, das wiegt um ein Vielfaches mehr.
Vom Standort der Ewigkeit aus betrachtet bekommt dann alles, was uns hier so umtreibt, ein viel kleineres Gewicht. Vom Standort der Ewigkeit werden die Differenzen hier, um die wir so arg streiten, mehr als gering.
Nicht die untereinander ausgehandelten und praktizierten Gemeinsamkeiten schließen uns dann zusammen, nicht einmal eine vereinbarte Toleranz, sondern die grundlose Liebe unseres Herrn. Durch sie hat er uns das Tor zur Herrlichkeit aufgestoßen. Darauf hoffen wir. Darauf leben wir zu.
Darum gilt hier und jetzt: „Er ist unser Friede, der aus beiden eines gemacht und den Zaun abgebrochen hat, der dazwischen war … durch das Opfer seines Leibes“ (Eph 2, 14).
Heute ist ein Tag, der uns herausfordert, aus diesem Frieden heraus zu leben.
Autor: Pastor Ulrich Ahrens
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