Immer wieder gibt es Situationen, die ausweglos scheinen. Wir schauen uns um und sehen keine Möglichkeit, wie wir weitermachen oder gar entrinnen können.
So ging es auch David. Noch war er kein König, sondern nur der Anführer einer kleinen Schar, die dem König Saul Widerstand leistete. Mit 3000 Leuten ist Saul unterwegs, um ihn zu fassen. Auf der Flucht findet Davids Trüppchen ein Versteck in einer Höhle. Doch ausgerechnet diese Höhle ist es, die sich König Saul aussucht, um seinen Mittagsschlaf zu halten!
Als der König die Höhle betritt, so wird berichtet, habe David ein Gebet gesprochen. „Unter dem Schatten deiner Flügel habe ich Zuflucht, bis das Unglück vorüber ist“. Einen Schatten mag Gott wohl über David und seine Männer gebreitet haben: Aus der hellen Mittagssonne kommend kann der König Saul nicht unterscheiden, wer sich da neben ihm im Dunkeln befindet. Aber was, wenn sich die Augen des Königs Saul an das Dunkel gewöhnt haben?
Die Männer sind ratlos. Ihnen wird klar: Es gibt nichts, was sie tun können. Hier muss ein anderer etwas tun! Einer, der es nicht nötig hat, leiblich anwesend zu sein. Einer, der aus der Ferne wirken kann. „Herr“, bittet David, „sende deine Güte!“ Nein, genauer, David redet Gott in der dritten Person an: „Der Herr sende seine Güte und Treue.“ Es klingt fast, als wolle er sich selbst segnen. Und dieser Segensvers ist die heutige Losung der Herrnhuter Brüdergemeine.
Das Gebet scheint dem, der es damals ursprünglich gesprochen hat, innere Festigkeit gegeben zu haben. Und einen großen Mut. Ohne einen Laut nähert sich David dem König. Seine Leute halten den Atem an. Behutsam trennt David mit seinem Schwert ein kleines Stück vom Saum des königlichen Mantels. Wenig später kann er dem König dieses Stück Stoff präsentieren als Beweis dafür: Er hat sein Leben verschont, obwohl er die Möglichkeit gehabt hätte, ihn umzubringen. Und David und Saul schließen wieder Frieden. Fürs erste jedenfalls.
Am Anfang dieser Versöhnung steht, dass Gott etwas sendet. Er sendet seine Güte und Treue, jedenfalls hat David darum gebeten. An anderer Stelle heißt es, Gott sendet sein Wort. Er sendet die Propheten, die sein Wort weitersagen. Er sendet seinen Sohn, „auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden“. Er sendet seinen Geist, der Versöhnung schafft.
Von Anbeginn der Welt ist Gott sozusagen „auf Sendung“. Er ist es bis heute. Manchmal dürfen wir uns selbst gesendet fühlen. Schließlich ist auch das, wodurch Sie und ich gerade in Verbindung sind, eine „Sendung“. Und wir teilen wohl die Hoffnung, dass Gott durch dieses gesendete Wort etwas von dem zu uns bringt, was er sagen will.
Wer Jesus nachfolgt, darf sich gesendet fühlen, bisweilen jedenfalls. Viel wichtiger aber ist es, dass ich auf Empfang geschaltet bin. Dass ich bereit bin zu hören. Dass ich bereit bin, zu verstehen, was Gott gerade jetzt zu mir sagt, was er gerade in diesem Augenblick von mir will. Dass ich mich seinem Einfallsreichtum öffne, so wie David es getan hat.
Auch wenn die Lage ausweglos ist: Gott hat immer einen Weg! Er sendet seine Güte und Treue zu denen, die ihn im Namen Jesu anrufen. Die im Dunkeln sitzen, bringt er zum Licht, die keinen Weg mehr sehen, führt er ins Freie. So beendet David sein Gebet vor dem Refrain mit dem schönen Dankeswort: Herr, deine Güte reicht so weit der Himmel ist, und deine Wahrheit so weit die Wolken gehen. Amen.
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