"Raja Harishchandra", ein Stummfilm über einen mythologischen König, markiert den Beginn des indischen Kinos. Heute, 110 Jahre später, ist Indien der wohl größte Filmproduktions-Standort der Welt. Den Begriff "Bollywood" hört man in Indien aber nicht so gerne. Dadasaheb Phalke war ein Mann mit Visionen: Den Fotografen und Zauberkünstler störte es, dass in Bombays Kinos nur ausländische Filme gezeigt wurden. Bei einem Besuch in London besorgte er sich eine Kamera und beschloss, selbst einen Film zu drehen. Seinen Stoff nahm er aus dem indischen Nationalepos "Mahabharata". Die Legende über den aufrechten König Harishchandra war in Indien äußerst beliebt. So wurde Phalkes Stummfilm "Raja Harishchandra" auch deshalb ein Erfolg, weil er zum ersten Mal eine Geschichte im Kino zeigte, die dem indischen Publikum vertraut war. Schon die erste öffentliche Vorstellung im Coronation Cinema in Bombay stieß auf so viel Begeisterung, dass schnell weitere Kopien angefertigt wurden. Die Vorführung gilt als Beginn der indischen Filmindustrie, die schnell wuchs und heute von der Anzahl der produzierten Filme her als größte der Welt gilt. Der Begriff "Bollywood", der sich aus Bombay und Hollywood zusammensetzt und meist für bonbonbunte Romanzen mit Gesangs- und Tanzeinlagen verwendet wird, ist in Indien allerdings nicht sonderlich beliebt. Und er wird auch der Vielfalt der indischen Filmproduktion nicht gerecht.