Freiheit – das ist für Ulrike Schellpeper das Wichtigste im Leben. Sie entstammt einer Hugenotten-Familie, in der die Frauen schon immer selbstbewusst ihren Weg gegangen sind, und deshalb war ihr früh klar: "Wenn ich arbeite, verdiene ich genauso viel wie ein Mann!" Auch Heiraten gehört nicht zu ihrem Lebensentwurf, denn schließlich will sie vom Staat nicht als "die Frau von..." betrachtet werden. Angebote hat es einige gegeben – auch von ihrem Lebenspartner, dem Vater ihrer Tochter. Seit über 40 Jahren sind die beiden ein Paar, leben in getrennten Haushalten und sind füreinander da, auch wenn es einem von beiden mal nicht so gut geht. Die Liebe zur gemeinsamen Tochter verbindet sie: Luise ist mehrfach schwerstbehindert, kann nicht laufen und nicht sprechen. Deshalb hat Ulrike Schellpeper für 12 Jahre ihre Berufstätigkeit als Lehrerin unterbrochen. Jedem Satz über Luise hört man die starke Verbindung zu ihrer Tochter an. Heute ist Ulrike Schellpeper 70 Jahre alt, freut sich über wiedergewonnene Lebensfreiheit und lebt in einem Reetdachhaus in Lesum, das ihre Eltern Anfang der Sechziger gekauft haben, nachdem sie 1961 als politische Flüchtlinge die DDR verlassen hatten. Ulrike Schellpeper war damals zehn Jahre alt. Sie war eingeweiht, als die Eltern Papiere und Geld nach West-Berlin schafften. Heute ist ihr klar: Wären sie geblieben und die Stasi hätte die Familie bei ihren Fluchtvorbereitungen erwischt, wäre sie in einem Kinderheim und die Eltern im Gefängnis gelandet. Der DDR-Diktatur weint sie keine Träne nach – Freiheit und Freizügigkeit sind die höchsten Güter in Ulrike Schellpepers Leben.