3096 Tage: So lange wird Natascha Kampusch in der Gewalt ihres Entführers Wolfgang Priklopil ausharren müssen. Achteinhalb Jahre sind das, fast so viel wie ihr bisheriges Kinderleben. Zehn ist sie, als Priklopil sie auf ihrem Weg zur Schule in einen weißen Kastenwagen zerrt. Priklopil sperrt sie in ein Verlies im Keller seines Hauses. Will absolute Macht über sie, missbraucht sie als Arbeitssklavin, sucht auch körperlich ihre Nähe. Aber, darauf legt Natascha Kampusch später Wert: Es gelingt ihm offenbar nicht, sie zu brechen. Sie gestaltet ihr Verlies mit, sucht sich Beschäftigungen, gibt ihren Tagen eine selbstgewählte Struktur – schafft sich Inseln der Selbstbestimmung. Bald darf sie sich freier bewegen, im Haus, im Garten. Bisweilen nimmt Priklopil sie sogar auf Ausflüge mit. Und doch wird es dauern, bis Natascha Kampusch in einem unbeobachteten Moment die Flucht wagt. Gibt es das: Freiheit in der Gefangenschaft? Ein Entführungsopfer, das nicht nur Opfer ist – und ein Täter, der kein Monstrum ist, sondern auch, wie Natascha Kampusch betont, "menschliche Züge" trug? Und was passiert, wenn nach der Flucht auf einmal Medien und Öffentlichkeit mitwissen, mitreden, mittun wollen? Das Ringen um Autonomie, um die Hoheit über ihr Leben und ihre Geschichte, hat für Natascha Kampusch nach jenen 3096 Tagen nicht aufgehört – im Gegenteil.