"Meat Is Murder" von The Smiths ist der Grundstein für Indierock und Britpop
"Meat Is Murder" sollte der Grundstein für zwei legendäre Musikrichtungen werden: Indie-Rock und Britpop, erklärt Host Frank König im Meilensteine Podcast zum zweiten Album von The Smiths. Wir haben also mehr als einen Grund, um dieses Album in unserem Meilensteine Podcast zu besprechen.
Die Band aus Manchester ist zumindest an den mainstreamlastigen Singlecharts fast komplett vorbeigeglitten, nicht verwunderlich bei einer Indieband. Platz 49 gab es im Vereinigten Königreich immerhin für die Single "That Joke Isn't Funny Anymore". Die Platte war aber auch als Album angelegt, erklärt Frank König und so wurde sie auch angenommen. In den Albumcharts in Großbritannien schaffte es "Meat Is Murder" auf Platz 1 und wurde sogar mit Gold ausgezeichnet.
Die Entstehungsgeschichte von The Smiths
Morrissey und Johnny Marr haben sich in London auf einem Konzert von Patti Smith zum ersten Mal getroffen. Morrissey war 19 und Gitarrist Johnny Marr erst 14 Jahre alt. Gemeinsam gründen sie 1982 die Band "The Smiths". Sie nehmen einige Demos auf, auch um einen Plattenvertrag zu bekommen.
Ich glaube zu dieser Zeit hätte keiner darauf gewettet, dass diese beiden das nächste große britische Songwriter-Duo [...] und eines der besten aller Zeiten werden.
Quelle: Stephan Fahrig über Morrissey und Johnny Marr
Nach Bewerbungen bei unterschiedlichen Plattenfirmen und Majorlabels wie EMI, landet die Band bei "Rough Trade", einem Londoner Label, das ursprünglich mal ein Plattenladen war. Morrissey und Marr holten sich noch zwei Mitmusiker für "The Smiths" dazu. Dabei war aber von Anfang an klar, dass die beiden die sprichwörtlichen Zügel in der Hand halten sollten.
Die Machtverhältnisse innerhalb der Band lassen sich auch direkt im Plattenvertrag der Band erkennen. Marr und Morrissey bekamen zusammen 80 Prozent der Einnahmen und die beiden anderen, Andy Rourke und Mike Joyce, bekamen jeweils nur 10 Prozent, was später auch zu Problemen und einem Rechtsstreit führte.
The Smith als Genrebegründer – Aber was ist eigentlich Indie-Rock?
Mit ihren Songs und vor allem ihrem Album "Meat Is Murder" gelten die Smiths auch als Genrebegründer des Indie-Rock und des Britpop. Aber was ist das eigentlich?
Wir haben früher immer gesagt: Laut, schrammelig und keiner will es kaufen! Das trifft ja auf die Smiths nicht wirklich zu.
Quelle: Frank König über die Definition von Indie-Rock
SWR1 Musikredakteur Stephan Fahrig erklärt, dass es bei Indie(-Rock)musik vor allem darum geht, dass der Begriff "Indie" von Independent, also unabhängig kommt. Es ist Musik, die sich nicht am Mainstream orientiert, "was natürlich bei den Smith total zutrifft", sagt Stephan Fahrig.
Indie bedeutet aber auch, etwas selbst in die Hand zu nehmen, was bei diesem Album natürlich auch total zutrifft.
Quelle: Stephan Fahrig über den Begriff des "Indie-Rock" und The Smiths
Der Gitarrensound von The-Smiths-Gitarrist Johnny Marr ist sehr besonders
Der Sound von The Smiths zeichnet sich unter anderem auch durch die großen harmonischen Flächen von Gitarrist Johnny Marr aus, erklärt Stephan Fahrig im Meilensteine Podcast zu "Meat Is Murder".
Die schafft Johnny Marr neben den halligen Effekten auch dadurch, dass er oft sogenannte "offene Akkorde" spielt. Das bedeutet: nicht jede Saite wird gegriffen, sondern viele Saiten werden "leer" angeschlagen. So können die Saiten selbst länger schwingen und es entsteht ein sehr breiter und obertonreicher Sound.
Das spickt Johnny Marr dann immer noch mit Arpeggien, unterschiedlichen Einflüssen aus dem Funk und teilweise auch Rhythmiken aus der Weltmusik, wie wir sie zum Beispiel auch von Paul Simons Album "Graceland" kennen.
The Smiths Sänger Morrissey wird sehr kontrovers gesehen
In seinen Texten ist The Smiths Sänger Morrissey oft eher der gemeine und gehässige Typ. Im Text zum Song "The Headmasters Ritual" bezeichnet er Lehrer zum Beispiel auch als "Spineless Pigs", übersetzt als "rückgratlose Schweine". Aber auch darüber hinaus hat er oft eher die dunklen Seiten des Lebens beleuchtet.
Ich glaube Morrissey ist einer der meistgehassten Popstars!
Quelle: Klaus Biehler, im Meilensteine Podcast zu "Meat Is Murder" über Sänger Morrissey
"Meat Is Murder" von The Smiths ist voller Atmosphäre
Mit "Meat Is Murder" haben The Smith 1985 ein Meisterwerk geschaffen, das vollgepackt ist mit Atmosphäre. Da sind zum einen die Klangflächen, die von Johnny Marrs Gitarren kommen, die Soundeffekte, die uns in die düsteren Stimmungen bringen, wie beim Titelsong des Albums, der uns quasi an der Hand nimmt und in einen Schlachthof führt. Dazu kommen dann noch die düsteren Texte und der weiche, aber finstere Gesang von Morrissey, der zu einer absolut kontroversen Kultfigur der 80er-Jahre geworden ist. "Meat Is Murder" ist ein Album, das uns in seiner Summe einfach reinzieht.
1985 war das alles außer mainstreamorientierte Rockmusik und vielleicht ist die Platte auch deshalb so prägend und innovativ gewesen, dass sich danach viele andere Musiker an dieser Band orientiert haben oder sie zumindest als Einfluss ihrer Musik angeben.
Shownotes
- Neun Dinge, die uns "Meat Is Murder" gelehrt hat
- Johnny Marr in "That Pedal Show"
- Das Equipment von Gitarrist "Johnny Marr"
- "Bail" – die Band unseres Studiogastes Klaus Biehler
- Buchtipp: "Im Gespräch mit Morrissey"
- Band-Bio von The Smiths
- ARD-Podcast-Tipp: "Durchgefallen – Wie uns Schule als Gesellschaft spaltet"
Über dieses Songs vom Album "Meat Is Murder" wird im Podcast gesprochen
- (14:11) – "The Headmaster Ritual"
- (30:19) – "Rusholme Ruffians"
- (36:16) – "That Joke Isn't Funny Anymore"
- (43:11) – "Well I Wonder"
- (46:37) – "Barbarism Begins At Home"
- (57:43) – "Meat Is Murder"
Über diese Songs wird außerdem im Podcast gesprochen
- (05:55) – "Genius Destroys Everything" von Bail
- (33:52) – "Latest Flame" von Elvis Presley