+++ Triggerwarnung: In dieser Folge von "Eine Stunde reden" geht es um Alkohol-Sucht. Wer darüber sprechen möchte oder Hilfe braucht, erreicht die Telefonseelsorge unter 0800-1110111. +++
Jörg Müller lebt in Bremen-Tenever, einem Stadtteil, der als sozialer Brennpunkt gilt. Doch der 45-Jährige ist hier zufrieden und lebt mit seinen zwei Katzen im 14. Stock eines Hochhauses mit Blick auf die Weser. Den Sommer verbringt er zu großen Teilen auf seiner Parzelle, wo er die Musik auch mal lauter aufdrehen kann. Nicht ganz so zufrieden ist Jörg Müller mit dem, was er beruflich geschafft hat. Es wäre mehr drin gewesen – wenn der Alkohol nicht wäre, gesteht er. Den ersten hochprozentigen Alkohol hat er schon mit 13 Jahren getrunken, auch heute trinkt er regelmäßig. Bei jedem Arztbesuch wird ihm Alkoholmissbrauch bescheinigt. Jörg Müller ist ausgebildeter Koch und hat sich mit Zwischenstationen als Briefträger, im Einzel – und Getränkehandel von Job zu Job gehangelt. Mittendrin – schon mit Anfang 20 – kam die Diagnose "Morbus Bechterew", eine entzündliche Krankheit der Wirbelsäule, die mit chronischen Rückenschmerzen einhergeht. Aber er hat sich mit der Krankheit arrangiert, sagt er. Viel größere Angst hat er vor den Folgen seines Alkoholkonsums. Schon vier Mal lag er wegen seiner entzündeten Bauchspeicheldrüse im Krankenhaus am Tropf. Im Moment ist er arbeitssuchend und hofft, dass er im Sommer in seinem alten Betrieb in der Gastronomie wieder arbeiten darf. Das würde ihn wieder hochbringen, sagt er. Denn Kochen ist nach wie vor Jörg Müllers Leidenschaft.